Strahlend schön

Ohne sie gäbe es keine Leben, sie wärmt die Haut und die Seele, besonders nach einem langen Winter. Erhellendes über einen ganz besonderen Stern: die Sonne.

31. März 2023 - 4 Min. Lesezeit

Der Feuerball

Wer der Sonne zu nahe kommt, stirbt, so heißt es in der griechischen Mythologie. Ikarus stürzt ins Meer, weil die Hitze der Strahlen das Wachs seiner Flügel schmelzen ließ. Im Kern der Sonne brennt bei gleichbleibend 15 Millionen Grad Celsius ein riesiger nuklearer Fusionsreaktor – eine Temperatur, die kaum vorstellbar ist. Ähnlich unglaublich sind diese beiden Vergleiche: 1,3 Millionen Erden würden in den Himmelskörper hineinpassen, und er ist 330 000 Mal schwerer als unser Planet. Dabei hat die Sonne gar keine feste Masse, sondern besteht aus heißen Gasen. Wie konnte man jahrhundertelang glauben, dieser riesige Feuerball drehe sich um die im Vergleich winzige Erde? Wie konnten die Menschen denken, sie seien das Zentrum des Universums? Auf der Sonne landen wird man jedenfalls niemals können, auch in Zeiten geplanter Marsmissionen nicht – viel zu heiß, viel zu weit entfernt. Aber immerhin beobachten lässt sie sich, und manchmal verschwindet sie sogar für kurze Zeit, bei einer Sonnenfinsternis, wenn sich der Mond zwischen Erde und Sonne schiebt. Die nächste gibt es in wenigen Wochen, am 20. April. Um sie zu sehen, muss man allerdings nach Südostasien oder Australien reisen. Wer vorher noch mehr über den faszinierenden Stern erfahren möchte: In der Experimenta in Heilbronn läuft noch bis 10. September die Sonderausstellung „Die Sonne – Der Mensch und das Licht“.

Das Lichtspiel

Goethes letzte Worte sollen „Mehr Licht!“ gewesen sein, was sich niemals beweisen lässt, aber schön klingt – genauso wie der angebliche letzte Ausspruch des britischen Malers William Turner: „Die Sonne ist Gott.“ Die Sonne war Turners wichtigste Inspiration, den Lichteinfall ihrer Strahlen studierte er ein Leben lang. Auch in dem Gemälde „Mortlake Terrace“ aus dem Jahr 1827 bestimmt der helle Himmelskörper die Szenerie: Sanft leuchtet die Sonne im Dunst, sie taucht die efeubewachsenen Ulmen in ein weiches Licht und lässt die Wasseroberfläche des Sees golden schimmern, alles erscheint ungeheuer friedlich. Das Werk ist Teil der aktuellen Ausstellung im Potsdamer Museum Barberini: „Sonne. Die Quelle des Lichts in der Kunst“ beschäftigt sich mit europäischen Sonnendarstellungen von der Antike bis heute und zeigt Arbeiten von Joan Miró, Albrecht Dürer, Katharina Sieverding oder Olafur Eliasson. Zu sehen ist in Potsdam auch eine Sensation: Claude Monets „Impression, Sonnenaufgang“ von 1872, das Werk, das dem Impressionismus seinen Namen gab, zu den wertvollsten Gemälden der Welt gehört und vom Pariser Musée Marmottan Monet nur sehr selten verliehen wird. Hier zeigt die Sonne ein ganz anderes Gesicht als bei William Turner: Hier ist sie eine blutrote Scheibe.

Der Trendsetter

In die Zukunft schauen: Ein schwieriges und momentan nicht unbedingt schönes Unterfangen – es sieht ja tendenziell alles eher grau aus. Zum Glück kann man der Tristesse zumindest im Alltag etwas Knalligkeit entgegensetzen, und wenn es nach der Mode geht, knallt es in puncto Farbe in diesem Jahr sogar richtig. Das Pantone-Institut hat zehn Trendfarben erkoren, von „Fiery Red“, einem „supergeladenen Rotton“, bis zu „Empire Yellow“, einem „leuchtenden Gelb, das Fröhlichkeit ausstrahlt“. Man könnte auch einfach sagen: Das ist ein sehr schönes, heiteres Sonnengelb. Angekündigt hatte sich der Trend schon vor einem Jahr auf den Laufstegen, wie hier bei der Männer-Show von Louis Vuitton für dieses Frühjahr. Und was soll man sagen: Sieht nicht nur gut aus – sondern macht tatsächlich auch gute Laune.

Das Energiebündel

Es gibt keine größere Energiequelle als die Sonnenstrahlung. Als riesiges natürliches Kraftwerk im All sendet die Sonne viel mehr Energie zur Erde, als die Menschheit verbraucht. Ihre Strahlen gehören keinem Staat, können geopolitisch nicht als Pfand eingesetzt werden, treffen jede Ecke unseres Planeten. Nur folgerichtig also, dass in Zeiten der Energiekrise im Netz plötzlich „Balkonkraftwerke“ mit Solarmodulen angeboten werden – für Notfälle, zum Beispiel einen Blackout. Solche Stromausfälle gehören in Südafrika zum Alltag, weswegen hier schon vor Jahren eine kleine feine Solarlampe entwickelt wurde: Das „Sonnenglas“, ein Einmachglas mit entsprechendem Modul, das bis zu hundert Stunden leuchten kann, und zwar nachhaltig und emissionsfrei – und es sieht auch auf Balkonen hierzulande bestens aus (sonnenglas.net, 35 Euro). 

Der Zeitmesser

Wo Licht ist, ist auch Schatten – eine Logik, die sich Menschen schon sehr früh zu eigen gemacht haben, um die Zeit zu messen. Schon seit Jahrtausenden gibt es Sonnenuhren, die erste soll in Ägypten um das Jahr 1500 vor Christus existiert haben. Man braucht dafür wenig: Einen Stab, der als Zeiger fungiert, ein Ziffernblatt, auf das dessen Schatten geworfen wird – und zwar in einem Winkel, der von dem Standort der Uhr abhängt. Je näher ein Ort an einem der beiden Pole liegt, desto tiefer steht die Sonne – ein Umstand, der Menschen in früheren Zeiten nicht geläufig war. So erbeuteten um 212 vor Christus die Römer in Syrakus eine Sonnenuhr und wunderten sich, warum sie im nördlicher gelegenen Rom nicht die richtige Zeit anzeigte. Eine der schönsten natürlichen Sonnenuhren steht übrigens in Südtirol: Die „Sextner Sonnenuhr“ besteht aus fünf Gipfeln der Dolomiten, an denen man bei richtigem Standort die Zeit daran ablesen kann, über welchem Berg die Sonne gerade steht.

Strahlend schön

Ohne sie gäbe es keine Leben, sie wärmt die Haut und die Seele, besonders nach einem langen Winter. Erhellendes über einen ganz besonderen Stern: die Sonne.

Der Feuerball

Wer der Sonne zu nahe kommt, stirbt, so heißt es in der griechischen Mythologie. Ikarus stürzt ins Meer, weil die Hitze der Strahlen das Wachs seiner Flügel schmelzen ließ. Im Kern der Sonne brennt bei gleichbleibend 15 Millionen Grad Celsius ein riesiger nuklearer Fusionsreaktor – eine Temperatur, die kaum vorstellbar ist. Ähnlich unglaublich sind diese beiden Vergleiche: 1,3 Millionen Erden würden in den Himmelskörper hineinpassen, und er ist 330 000 Mal schwerer als unser Planet. Dabei hat die Sonne gar keine feste Masse, sondern besteht aus heißen Gasen. Wie konnte man jahrhundertelang glauben, dieser riesige Feuerball drehe sich um die im Vergleich winzige Erde? Wie konnten die Menschen denken, sie seien das Zentrum des Universums? Auf der Sonne landen wird man jedenfalls niemals können, auch in Zeiten geplanter Marsmissionen nicht – viel zu heiß, viel zu weit entfernt. Aber immerhin beobachten lässt sie sich, und manchmal verschwindet sie sogar für kurze Zeit, bei einer Sonnenfinsternis, wenn sich der Mond zwischen Erde und Sonne schiebt. Die nächste gibt es in wenigen Wochen, am 20. April. Um sie zu sehen, muss man allerdings nach Südostasien oder Australien reisen. Wer vorher noch mehr über den faszinierenden Stern erfahren möchte: In der Experimenta in Heilbronn läuft noch bis 10. September die Sonderausstellung „Die Sonne – Der Mensch und das Licht“.

Das Lichtspiel

Goethes letzte Worte sollen „Mehr Licht!“ gewesen sein, was sich niemals beweisen lässt, aber schön klingt – genauso wie der angebliche letzte Ausspruch des britischen Malers William Turner: „Die Sonne ist Gott.“ Die Sonne war Turners wichtigste Inspiration, den Lichteinfall ihrer Strahlen studierte er ein Leben lang. Auch in dem Gemälde „Mortlake Terrace“ aus dem Jahr 1827 bestimmt der helle Himmelskörper die Szenerie: Sanft leuchtet die Sonne im Dunst, sie taucht die efeubewachsenen Ulmen in ein weiches Licht und lässt die Wasseroberfläche des Sees golden schimmern, alles erscheint ungeheuer friedlich. Das Werk ist Teil der aktuellen Ausstellung im Potsdamer Museum Barberini: „Sonne. Die Quelle des Lichts in der Kunst“ beschäftigt sich mit europäischen Sonnendarstellungen von der Antike bis heute und zeigt Arbeiten von Joan Miró, Albrecht Dürer, Katharina Sieverding oder Olafur Eliasson. Zu sehen ist in Potsdam auch eine Sensation: Claude Monets „Impression, Sonnenaufgang“ von 1872, das Werk, das dem Impressionismus seinen Namen gab, zu den wertvollsten Gemälden der Welt gehört und vom Pariser Musée Marmottan Monet nur sehr selten verliehen wird. Hier zeigt die Sonne ein ganz anderes Gesicht als bei William Turner: Hier ist sie eine blutrote Scheibe.

Der Trendsetter

In die Zukunft schauen: Ein schwieriges und momentan nicht unbedingt schönes Unterfangen – es sieht ja tendenziell alles eher grau aus. Zum Glück kann man der Tristesse zumindest im Alltag etwas Knalligkeit entgegensetzen, und wenn es nach der Mode geht, knallt es in puncto Farbe in diesem Jahr sogar richtig. Das Pantone-Institut hat zehn Trendfarben erkoren, von „Fiery Red“, einem „supergeladenen Rotton“, bis zu „Empire Yellow“, einem „leuchtenden Gelb, das Fröhlichkeit ausstrahlt“. Man könnte auch einfach sagen: Das ist ein sehr schönes, heiteres Sonnengelb. Angekündigt hatte sich der Trend schon vor einem Jahr auf den Laufstegen, wie hier bei der Männer-Show von Louis Vuitton für dieses Frühjahr. Und was soll man sagen: Sieht nicht nur gut aus – sondern macht tatsächlich auch gute Laune.

Das Energiebündel

Es gibt keine größere Energiequelle als die Sonnenstrahlung. Als riesiges natürliches Kraftwerk im All sendet die Sonne viel mehr Energie zur Erde, als die Menschheit verbraucht. Ihre Strahlen gehören keinem Staat, können geopolitisch nicht als Pfand eingesetzt werden, treffen jede Ecke unseres Planeten. Nur folgerichtig also, dass in Zeiten der Energiekrise im Netz plötzlich „Balkonkraftwerke“ mit Solarmodulen angeboten werden – für Notfälle, zum Beispiel einen Blackout. Solche Stromausfälle gehören in Südafrika zum Alltag, weswegen hier schon vor Jahren eine kleine feine Solarlampe entwickelt wurde: Das „Sonnenglas“, ein Einmachglas mit entsprechendem Modul, das bis zu hundert Stunden leuchten kann, und zwar nachhaltig und emissionsfrei – und es sieht auch auf Balkonen hierzulande bestens aus (sonnenglas.net, 35 Euro). 

Der Zeitmesser

Wo Licht ist, ist auch Schatten – eine Logik, die sich Menschen schon sehr früh zu eigen gemacht haben, um die Zeit zu messen. Schon seit Jahrtausenden gibt es Sonnenuhren, die erste soll in Ägypten um das Jahr 1500 vor Christus existiert haben. Man braucht dafür wenig: Einen Stab, der als Zeiger fungiert, ein Ziffernblatt, auf das dessen Schatten geworfen wird – und zwar in einem Winkel, der von dem Standort der Uhr abhängt. Je näher ein Ort an einem der beiden Pole liegt, desto tiefer steht die Sonne – ein Umstand, der Menschen in früheren Zeiten nicht geläufig war. So erbeuteten um 212 vor Christus die Römer in Syrakus eine Sonnenuhr und wunderten sich, warum sie im nördlicher gelegenen Rom nicht die richtige Zeit anzeigte. Eine der schönsten natürlichen Sonnenuhren steht übrigens in Südtirol: Die „Sextner Sonnenuhr“ besteht aus fünf Gipfeln der Dolomiten, an denen man bei richtigem Standort die Zeit daran ablesen kann, über welchem Berg die Sonne gerade steht.

Team
Text Mareen Linnartz
Digitales Design Christian Tönsmann
Digitales Storytelling Ayça Balcı