Augusto Pinochet

Der Diktator, dessen Erbe Chile bis heute verfolgt

Der 11. September ist nicht nur in der Geschichte der USA ein düsteres Datum. Vor genau 50 Jahren putschte sich Augusto Pinochet in Chile an die Macht. Noch immer wirken Verfolgung und soziale Ungleichheit nach.

Von Allison Meakem und Daniel Hofer
10. September 2023 - 2 Min. Lesezeit

Der General (links) auf dem Pferd und der Präsident im Auto: 1972 wirken Augusto Pinochet und Salvador Allende noch wie Vertraute. Seit zwei Jahren führt Allende zu diesem Zeitpunkt eine demokratisch gewählte Linksregierung, Pinochet wird bald Oberbefehlshaber des Heeres.

Der Sozialist Allende hat viele Feinde – im Ausland wie in der Heimat. Unter ihnen Pinochet. Am 11. September 1973 putscht der General, mit Unterstützung der USA.

Die Armee bombardiert noch am selben Tag den Regierungspalast La Moneda in Santiago de Chile. Allende ist im Gebäude – er richtet seine Kalaschnikow gegen sich selbst und stirbt.

Allendes Leiche wird aus den Trümmern des Palastes getragen, Pinochet führt von nun an eine Militärjunta. Aus einem demokratischen Land wird eine Diktatur.

Augusto Pinochet  – hier noch im Jahr 1973 mit seinem militärischen Stab – will Chile auf einen neoliberalen Kurs führen. Um seine Gegner kleinzuhalten, setzt er auf Unterdrückung und Verfolgung.

Etwa 30 000 politische Gegner lässt Pinochet über die Jahre inhaftieren und foltern. Mehr als 2000 werden ermordet, und mehr als 1000 sind bis heute vermisst.

In den 80er-Jahren wächst der Protest gegen die Junta, auch mit Unterstützung von Gewerkschaften und Kirchen. Der Druck auf Pinochet steigt.

1988 findet ein Referendum darüber statt, ob Pinochet bei den anstehenden Präsidentschaftswahlen der einzige Kandidat sein soll. 56 Prozent der Chilenen stimmen dafür, mehrere Bewerber zuzulassen.

1990 wird Pinochet tatsächlich abgewählt. Obwohl es Ermittlungen gegen ihn gibt, wird der Ex-Diktator nie für Verbrechen unter seiner Herrschaft verurteilt. 2006 stirbt er.

Noch immer beschäftigt Chile das Erbe der Diktatur. Die enorme soziale Ungleichheit im Land führen viele auf diese Zeit zurück – 2019 brechen Proteste aus. Demonstrierende forderten eine Neufassung der Verfassung, die noch aus der Pinochet-Ära stammt. Nur so, heißt es, könne Chile das Erbe der Diktatur richtig loswerden.

2021 gewinnt der Linke Gabriel Boric die Präsidentschaftswahl. Die neue Verfassung war ein wichtiger Teil seines Wahlprogramms. Doch 2022 lehnt eine Mehrheit der Chilenen den Entwurf in einem Referendum ab. Vielen ist er zu progressiv.

Unter Boric geht die Aufarbeitung der Pinochet-Zeit weiter, die nicht nur an Mahnmalen wie diesem für die Tausenden Getöteten und Verschwundenen stattfindet.

Der Präsident kündigt einen „nationalen Suchplan“ an, um die mehr als 1000 noch vermissten Opfer der Diktatur zu finden. Ein neuer Ausschuss arbeitet auch an einem zweiten Entwurf für eine neue Verfassung.

Augusto Pinochet

Der Diktator, dessen Erbe Chile bis heute verfolgt

Der 11. September ist nicht nur in der Geschichte der USA ein düsteres Datum. Vor genau 50 Jahren putschte sich Augusto Pinochet in Chile an die Macht. Noch immer wirken Verfolgung und soziale Ungleichheit nach.

Der General (links) auf dem Pferd und der Präsident im Auto: 1972 wirken Augusto Pinochet und Salvador Allende noch wie Vertraute. Seit zwei Jahren führt Allende zu diesem Zeitpunkt eine demokratisch gewählte Linksregierung, Pinochet wird bald Oberbefehlshaber des Heeres.

Der Sozialist Allende hat viele Feinde – im Ausland wie in der Heimat. Unter ihnen Pinochet. Am 11. September 1973 putscht der General, mit Unterstützung der USA.

Die Armee bombardiert noch am selben Tag den Regierungspalast La Moneda in Santiago de Chile. Allende ist im Gebäude – er richtet seine Kalaschnikow gegen sich selbst und stirbt.

Allendes Leiche wird aus den Trümmern des Palastes getragen, Pinochet führt von nun an eine Militärjunta. Aus einem demokratischen Land wird eine Diktatur.

Augusto Pinochet  – hier noch im Jahr 1973 mit seinem militärischen Stab – will Chile auf einen neoliberalen Kurs führen. Um seine Gegner kleinzuhalten, setzt er auf Unterdrückung und Verfolgung.

Etwa 30 000 politische Gegner lässt Pinochet über die Jahre inhaftieren und foltern. Mehr als 2000 werden ermordet, und mehr als 1000 sind bis heute vermisst.

In den 80er-Jahren wächst der Protest gegen die Junta, auch mit Unterstützung von Gewerkschaften und Kirchen. Der Druck auf Pinochet steigt.

1988 findet ein Referendum darüber statt, ob Pinochet bei den anstehenden Präsidentschaftswahlen der einzige Kandidat sein soll. 56 Prozent der Chilenen stimmen dafür, mehrere Bewerber zuzulassen.

1990 wird Pinochet tatsächlich abgewählt. Obwohl es Ermittlungen gegen ihn gibt, wird der Ex-Diktator nie für Verbrechen unter seiner Herrschaft verurteilt. 2006 stirbt er.

Noch immer beschäftigt Chile das Erbe der Diktatur. Die enorme soziale Ungleichheit im Land führen viele auf diese Zeit zurück – 2019 brechen Proteste aus. Demonstrierende forderten eine Neufassung der Verfassung, die noch aus der Pinochet-Ära stammt. Nur so, heißt es, könne Chile das Erbe der Diktatur richtig loswerden.

2021 gewinnt der Linke Gabriel Boric die Präsidentschaftswahl. Die neue Verfassung war ein wichtiger Teil seines Wahlprogramms. Doch 2022 lehnt eine Mehrheit der Chilenen den Entwurf in einem Referendum ab. Vielen ist er zu progressiv.

Unter Boric geht die Aufarbeitung der Pinochet-Zeit weiter, die nicht nur an Mahnmalen wie diesem für die Tausenden Getöteten und Verschwundenen stattfindet.

Der Präsident kündigt einen „nationalen Suchplan“ an, um die mehr als 1000 noch vermissten Opfer der Diktatur zu finden. Ein neuer Ausschuss arbeitet auch an einem zweiten Entwurf für eine neue Verfassung.

Text: Allison Meakem, Digitales Storytelling: Daniel Hofer, Bildredaktion: Daniel Hofer