


Es ist eine Verwaltungszentrale der Diamantindustrie, umgeben von weiteren Seen und Wäldern, im Winter oft sehr kalt, im Sommer auch mal sehr warm.
Waldbrände sind sie dort oben gewohnt, aber diesmal ist es so schlimm wie nie. Jetzt bleibt fürs Erste nur noch die Flucht.
„Die Feuer sind nun eine echte Gefahr für die Stadt“, sagte der regionale Umweltminister Shane Thompson und ordnete die Evakuierung an.
Bis Freitagmittag Ortszeit soll sich die Bevölkerung von Yellowknife in Sicherheit gebracht haben. Am Donnerstag war die Feuerfront ungefähr neun Meilen vom Stadtrand entfernt, etwa 15 Kilometer.
„Es liegen sehr schwierige Tage vor uns mit Nordwest- bis West-Nordwest-Winden am Freitag und Samstag, die das Feuer in Richtung Yellowknife treiben würden“, vermutet die Feuerwehr. Wenn es nicht regne, wonach es aussieht, dann könne es schon am Wochenende den Stadtrand erreichen, davor warnte auch die Bürgermeisterin Rebecca Alty. Es kann schnell gehen.
Allein die Stadt Calgary will 5000 Flüchtende aus dem 1800 Kilometer entfernten Krisengebiet aufnehmen. Die Menschen in der Nachbarprovinz Alberta erinnert die aktuelle Szenerie an das Jahr 2016, als 2400 Gebäude in der Stadt Fort McMurray von Flammen zerstört wurden. Damals verließen 90 000 Einwohner notgedrungen ihre Heimat, es dauerte mehr als ein Jahr, bis die Brände offiziell für gelöscht erklärt wurden. In diesem Jahr mussten insgesamt fast 200 000 Kanadier irgendwo Unterschlupf suchen, weil sich die Flammen nicht mehr kontrollieren ließen.
Mittlerweile sind im zweitgrößten Land der Erde allein 2023 an die 134 000 Quadratkilometer Fläche verkohlt. Das entspricht nahezu der Größe des US-Bundesstaates Alabama, ist mehr als sechsmal so viel wie im kanadischen Zehnjahresschnitt und neunmal so viel wie im gesamten vergangenen Jahr.

Die Territorien hätten so etwas noch nie erlebt, so ein Sprecher der Feuerwehr. „Für viele ist das eine unvorstellbare Situation.“ Der Klimawandel trägt offenkundig keinen unwesentlichen Teil dazu bei. Es ist eine fatale Mischung aus Hitze, Trockenheit, ungünstigen Winden und immer neuen Brandherden, ausgelöst durch Naturerscheinungen wie Blitze oder durch menschlichen Leichtsinn, ein Streichholz genügt.
„Wir sind alle des Wortes ,beispiellos‘ überdrüssig, aber es gibt keine andere Möglichkeit, diese Situation in den Nordwest-Territorien zu beschreiben“, sagte am Mittwoch deren Premierministerin Caroline Cochrane.
Der Rauch zieht teilweise weit Richtung Süden, bis hinab in die USA. Als es kürzlich vor allem in der Provinz Quebec brannte, vernebelte der Smog auch New York und Washington, die Städte hatten tagelang eine katastrophale Luftqualität. Zuletzt sahen die US-Amerikaner allerdings vor allem mit Schrecken, wie die Küstenstadt Lahaina auf der Hawaii-Insel Maui vernichtet wurde und mindestens 110 Menschen starben. Auch in Kalifornien an der Grenze zu Oregon werden Einwohner in ländlichen Gebieten aufgefordert, ihre Häuser zu verlassen. Kanada macht sich derweil Sorgen um British Columbia, wo Hunderte Feuer brennen – und vor allem um die gewaltigen Northwest Territories, deren kleines Zentrum Yellowknife geräumt werden soll, ehe das Unheil noch näher rückt.
Für die Mehrheit dort führt der Exodus über den Yellowknife Highway, offiziell Northwest Territories Highway 3 und auch Great Slave Highway genannt. „Als wir durchfuhren, waren auf beiden Seiten Flammen zu sehen“, berichtete die Anwohnerin Nadia Byrne dem Sender CNN. Sie war unterwegs mit Freunden und Hunden. Einmal hätten sie keine einzige Linie auf der Straße erkennen und trotz Schutzmaske kaum atmen können. Die Lunge schmerzte, diese Fahrt sei eines der schrecklichsten Erlebnisse ihres Lebens gewesen.