Außer Atem

Alles dreht sich immer schneller in der digitalen Welt, zugleich sehnen sich immer mehr Menschen nach Entschleunigung. Gedanken über unser Zeitempfinden, die Sinnlosigkeit von Push-Nachrichten und die Brennerautobahn.

25. August 2023 - 9 Min. Lesezeit

Auf der Zeitmanagement-App Plantie, die entschleunigend wirken soll, schaut man einem Baum beim Baum-Sein zu. Nett. So für zwei, drei Sekunden. Nach zehn Sekunden wird man aber allmählich nervös am Handy. Übrigens: Was für ein herrlich gestriges Wort, da eigentlich gar nichts mählich, sondern fast alles entweder zu langsam oder zu schnell ist. Zehn Sekunden und nichts passiert: Ist das noch zumutbar – oder schon digitales Detoxing auf die harte Tour?

Man frage einen 16-Jährigen, der eine Folge „Dallas“ aus dem Pleistozän der TV-Geschichte so temporeich finden könnte wie das Orgelstück von John Cage, das 639 Jahre lang in Halberstadt aufgeführt wird – mit dieser Anweisung: as slow as possible, so langsam wie möglich. Das Cage-Stück sei ein Kommentar zu „unserer schnelllebigen Zeit“, heißt es auf der Halberstadt-Homepage, weshalb nur alle paar Jahre neue Töne erklingen. Bis 2640.

Zehn Sekunden: Bei jeder zweiten Actionserie wäre mittlerweile ein Zug entgleist oder ein Hochhaus stünde in Flammen. Den Plantie-Baum interessiert das nicht. Er schwebt auf einem Batzen Erde in der Luft. Das Setting erinnert an das florale Reich Pandora aus dem Film „Avatar“ – allerdings für Arme. Aber man soll ja auch nicht aufs Handy starren.

Außer Atem

Alles dreht sich immer schneller in der digitalen Welt, zugleich sehnen sich immer mehr Menschen nach Entschleunigung. Gedanken über unser Zeitempfinden, die Sinnlosigkeit von Push-Nachrichten und die Brennerautobahn.

Auf der Zeitmanagement-App Plantie, die entschleunigend wirken soll, schaut man einem Baum beim Baum-Sein zu. Nett. So für zwei, drei Sekunden. Nach zehn Sekunden wird man aber allmählich nervös am Handy. Übrigens: Was für ein herrlich gestriges Wort, da eigentlich gar nichts mählich, sondern fast alles entweder zu langsam oder zu schnell ist. Zehn Sekunden und nichts passiert: Ist das noch zumutbar – oder schon digitales Detoxing auf die harte Tour?

Man frage einen 16-Jährigen, der eine Folge „Dallas“ aus dem Pleistozän der TV-Geschichte so temporeich finden könnte wie das Orgelstück von John Cage, das 639 Jahre lang in Halberstadt aufgeführt wird – mit dieser Anweisung: as slow as possible, so langsam wie möglich. Das Cage-Stück sei ein Kommentar zu „unserer schnelllebigen Zeit“, heißt es auf der Halberstadt-Homepage, weshalb nur alle paar Jahre neue Töne erklingen. Bis 2640.

Zehn Sekunden: Bei jeder zweiten Actionserie wäre mittlerweile ein Zug entgleist oder ein Hochhaus stünde in Flammen. Den Plantie-Baum interessiert das nicht. Er schwebt auf einem Batzen Erde in der Luft. Das Setting erinnert an das florale Reich Pandora aus dem Film „Avatar“ – allerdings für Arme. Aber man soll ja auch nicht aufs Handy starren.