Bayerns Bilder des Jahres
Die Landtagswahl, die Krisen der Welt und auch das bayerische Lebensgefühl prägen die Siegerfotos des Wettbewerbs „Pressefoto Bayern 2023“. Landtagspräsidentin Ilse Aigner nannte die Arbeit von Pressefotografinnen und -fotografen bei der Verleihung der Preise im Maximilianeum am Freitag einen "zentralen Beitrag zur Berichterstattung".
Ohne sie „sähe unser Bild von Wirklichkeit ganz anders aus“, schreibt sie zudem im Vorwort zum Ausstellungskatalog. „Uns blieben Einblicke verstellt, Fakten vorenthalten.“ Aus 1127 eingereichten Fotos - ein Rekord - kürte die siebenköpfige Jury die Sieger in acht Kategorien.
Pressefoto des Jahres
Gesamtsieger ist Lorenz Mehrlich aus München mit dem Foto "Gestrandet", das das große Flüchtlingslager auf der griechischen Insel Samos zeigt. Die Jury begründet ihrer Entscheidung so: "Das Bild kontrastiert den einsamen afrikanischen Flüchtling auf der Straße mit der sterilen Architektur eines umzäunten Flüchtlingslagers auf der griechischen Insel Samos und verweist damit auf das Dilemma der Flüchtlingssituation in Europa und die aktuelle Debatte. Ein genau auf den Punkt fotografiertes, gut gestaltetes und inhaltlich sehr wichtiges Bild."
Tagesaktualität
Jana Vogel aus Nürnberg gewinnt in der Kategorie Tagesaktualität. Die Jury schreibt: "Die ein wenig an das letzte Abendmahl erinnernde Szene, in der sich Markus Söder nach seinem Wahlkampfauftritt in das Goldene Buch der Marktgemeinde Allersberg einträgt, ist zugleich öffentlich und vermittelt doch den Eindruck einer intimen Backstage-Situation, die dem Betrachter den Kick des unbemerkten Voyeurs gibt."
Newcomer Award
Den Nachwuchs-Preis erhält Sophie Linckersdorff aus Gauting für ihre Begleitung der Landshuter Hochzeit. Die Begründung: "Eine beeindruckende Arbeit und für einen Newcomer sehr reif fotografiert. Da ist kein Bild, wo der Aufbau nicht stimmt, es gibt viele verschiedene Situationen bei Tag und Nacht und die Geschichte ist sehr gut auserzählt."
Serie
Für seine fotografischen Besuche im Wirtshaus Lanz in Untergriesbach wird Sebastian Beck, der stellvertretende Leiter des Ressorts MRB der Süddeutschen Zeitung ausgezeichnet. "Das ist bayerische Folklore, aber ohne jede romantisierte Verklärung. Alle Bilder sind sehr ästhetisch fotografiert und es wurden genau die richtigen Momente getroffen. Und ein Schuss Eberhofer ist auch mit dabei", schreibt die Jury.
Kultur
Benedikt Siegert aus Marktoberdorf gewinnt in der Kategorie Kultur mit dem Foto des Berwanger Hofs in Tirol. Er war einst das Glamourhotel der österreichischen Sängerin Margot Werner; seit ihrem Tod verfällt es und soll nun saniert werden. Die Jury begründet: "Der fotografische Stil mit dem Einsatz von hartem Licht verleiht dem Bild dieses 'Lost Place' eine ganz eigene mystische Ästhetik ein, die durch den Komplementärkontrast von Rot und Grün unterstützt wird."
Sport
Für sein Bild von der Niederländerin Nicole Goos, die im 25-Meter-Finale der Brustschwimmerinnen bei den Special Olympics World Games in Berlin antritt, wird Alexander Hassenstein aus Erding ausgezeichnet. Die Jury begründet so: "Ein Bild der Special Olympic Games zum Sportfoto des Jahres zu wählen, empfand die Jury als Voting für den Sport als universelle Freizeitbeschäftigung aller Menschen, auch der mit geistiger Behinderung."
Bayern Land & Leute
"Oktoberfest, aber Backstage: Tausend Normalos fahren zur Arbeit und mittendrin die Blaskapelle. Gut gefallen hat der Jury, dass der Fotograf das sehr klischeehafte Lederhosen-Blasmusik-Thema in die U-Bahn und damit außerhalb der bajuwarischen Folklore verlagert und damit ein Stück weit normalisiert hat." Das schreibt die Jury über das Siegerbild von Matthias Schrader aus München.
Umwelt & Energie
Matthias Schrader wird in einer zweiten Kategorie ausgezeichnet mit einem Foto vom weitgehend verschwundenen Schneeferner Gletscher auf der Zugspitze. Die Begründung: "Die monochrome, fast schneelose Berglandschaft kontrastiert in dem eindringlichen Bild mit den ungenutzten, bunten Schlitten abwesender Wintersport-Touristen. Die Jury fand die Gegenüberstellung von Wunsch und Wirklichkeit in einem Bild sehr gelungen."
Europa
Mit einem Foto aus der Ukraine gewinnt Florian Bachmeier aus Schliersee. Es zeigt den Soldaten Dobrjah, der sich den Kämpfern anschloss, obwohl er vor drei Jahren im Kriegseinsatz im Donbass ein Bein verlor und seither eine Prothese trägt. Die Jury schreibt: "Das Licht mit seinen langen Schlagschatten und die primitive Unterkunft mit dem Lehmboden und schmutzigen Matratzen unterstreichen den Eindruck von Verlorenheit und Kriegsmüdigkeit des ukrainischen Kämpfers. Die Jury war beeindruckt von der Stille und Tiefe des Fotos, das sich von den vielen Kriegsfotos abhebt."
