Süddeutsche Zeitung

Zentralafrikanische Republik:Russische Journalisten bei Recherche getötet

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Bei einer Investigativrecherche über russische Söldner in der Zentralafrikanischen Republik sind drei Moskauer Journalisten getötet worden. Die drei Reporter waren für ein Projekt des Kremlkritikers Michail Chodorkowskij unterwegs, wie dieser mitteilte. Sie hätten über die Aktivitäten der russischen Söldnertruppe Wagner recherchiert. Er sei entsetzt über den Tod der Journalisten, schrieb der im Exil lebende frühere Oligarch.

Nach Angaben ihres Chefredakteurs, Andrej Konjachin, wollten die Journalisten Kirill Radtschenko, Alexander Rastorgujew und Orchan Dschemal zum Einsatz einer russischen Sicherheitsfirma in Zentralafrika recherchieren und russische Interessen im Diamanten-, Gold- und Uranbergbau in dem Land beleuchten. Bei der Sicherheitsfirma handelt es sich vermutlich um die Söldnergruppe Wagner. Die Reporter seien mit einem Touristenvisum eingereist, um zwei Wochen vor Ort verdeckt arbeiten zu können.

Das russische Außenministerium bestätigte die Identität der drei Todesopfer. Russland setzt vielen Belegen zufolge - vor allem in Syrien - neben regulären Soldaten auch Söldner einer Privattruppe ein, die unter dem Namen Wagner firmiert. Die bezahlten Kämpfer gehören nicht zur Armee, sondern werden Medienberichten zufolge privat finanziert. Der Name Wagner ist ein Pseudonym des Ex-Geheimdienstoffiziers Dmitri Utkin, der die Truppe gegründet hat.

Die UN-Friedensmission schickt ein Team zum Ort des Geschehens

Die drei Männer sind nach Angaben ihres Rechercheprojekts am Freitag in die Zentralafrikanische Republik eingereist. Die Redaktion hatte am Sonntag zuletzt mit ihnen Kontakt. Am Dienstag seien die Männer zwischen den Orten Sibut und Dékoa etwa 200 Kilometer nördlich der Hauptstadt Bangui tot aufgefunden worden, sagte Kazagui. Sie seien entgegen dem Rat von Sicherheitskräften an einem Checkpoint in Sibut weitergereist. Eine Gruppe Bewaffneter habe sie getötet. Auch der Fahrer der Männer wurde demnach verletzt, konnte aber fliehen.

Die UN-Friedensmission schickte nach eigenen Angaben ein Team zum Ort des Geschehens. Dort fanden sie die Leichen der Männer und ein Auto vor, das mehrere Einschusslöcher hatte, wie ein UN-Sprecher sagte. Polizisten der Friedensmission unterstützten nun die zentralafrikanischen Ermittler.

Die Zentralafrikanische Republik gilt einem UN-Index zufolge als das ärmste Land der Welt. 2013 war dort ein Bürgerkrieg ausgebrochen, in dem sich Milizen der christlichen Mehrheit und der muslimischen Minderheit gegenüberstanden. In Folge einer französischen Militärintervention und einer UN-Friedensmission stabilisierte sich die Lage etwas. Auch die EU leitet einen militärischen Ausbildungseinsatz in dem Land, der jüngst um zwei Jahre verlängert wurde. Daran beteiligen sich unter anderem Frankreich, Polen und Spanien; Deutschland bislang nicht.

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SZ.de/dpa/lalse
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