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Wen Jiabao nach "New York Times"-Recherche:Chinas Premier dementiert Berichte über Milliardenvermögen

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Über 2,1 Milliarden Euro verfüge die Familie des chinesischen Premierministers Wen Jiabao, so stand es in der "New York Times". In einem öffentlichen Schreiben seiner Anwälte streitet der Regierungschef die Behauptungen der Zeitung ab - und kündigt weitere "Klarstellungen" an.

"Billions in hidden riches", titelte die New York Times unlängst: "Verborgene Reichtümer im Wert von Milliarden" seien im Besitz der Familie des chinesischen Regierungschefs Wen Jiabao. Mittels eines Schreibens seiner Anwälte ließ der Premierminister die Behauptung nun dementieren.

"Die im Bericht der New York Times genannten 'verborgenen Reichtümer' existieren nicht", heißt es in dem Schreiben, das in der in Hongkong erscheinenden South China Morning Post veröffentlicht wurde.

Das US-Blatt hatte am Freitag berichtet, Wen Jiabaos Familie verfüge über Vermögenswerte in Höhe von umgerechnet 2,1 Milliarden Euro. Die Zeitung hatte Unternehmensdaten analysiert und offizielle Angaben ausgewertet. Demnach besitze die 90 Jahre alte Mutter des Premierministers aufgrund einer komplizierten Struktur erhebliche Anteile an der Ping An Versicherung. 2007 seien diese rund 93 Millionen Euro wert gewesen.

Jiabao behält sich rechtliche Schritte gegen die Zeitung vor

Wen Jiabaos Anwälte wiesen die Darstellung zurück: "Die Mutter Wen Jiaobas hat außer ihrem gesetzmäßigen Lohn oder ihrer Rente nie ein anderes Einkommen oder Vermögen besessen", schreiben die Rechtsanwälte Bai Tao und Wang Weidong. Sie kündigten weitere "Klarstellungen" an und behielten sich rechtliche Schritte gegen die Zeitung vor. Nach ihrer Darstellung habe Wen Jiabao "nie eine Rolle bei den geschäftlichen Aktivitäten seiner Familienmitglieder gespielt". Diese hätten auch keinen Einfluss auf seine Politik gehabt. Auf die umfangreichen wirtschaftlichen Aktivitäten seiner Frau und seines Sohnes gehen die Anwälte in ihrer Stellungnahme nicht genauer ein.

Die New York Times hatte geschrieben, dass sie keine Beweise für ein ungesetzliches Verhalten des Premierministers gefunden habe. Vielmehr gäbe es in China Lücken im Gesetz, die es den Angehörigen hoher Beamter erlaubten, "mit ihrem Namen Geschäfte zu machen".

In dem kommunistischen Land werden Einzelheiten aus dem Leben der Führungsspitze wie Staatsgeheimnisse behandelt. Die finanzielle Situation der Politiker wird unter Verschluss gehalten. Für einen großen politischen Skandal sorgte kürzlich der hochrangige Parteivertreter Bo Xilai, der unter anderem der Korruption und Bestechung beschuldigt wird. Bo wurde aus der Partei ausgeschlossen, verlor am Freitag seinen Parlamentssitz und dürfte vor Gericht gestellt werden.

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