Süddeutsche Zeitung

Weihnachtsansprache:Köhler fordert einen Kraftakt aller Deutschen

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Horst Köhler sieht die Deutschen 2009 vor großen Herausforderungen - zeigt sich jedoch zuversichtlich, dass sie sie meistern werden.

Michael Bauchmüller

Bundespräsident Horst Köhler will den Deutschen bei seiner Ansprache am ersten Weihnachtsfeiertag Mut machen. Zwar bereite den Bürgern die weltweite Finanzkrise Sorgen, heißt es in dem vorab verbreiteten Redemanuskript. "Aber ich habe Zuversicht, dass wir die Herausforderung meistern werden."

Deutschland habe ein ausreichend gutes Fundament dazu. "Die Reformen der vergangenen Jahre und die neue Bereitschaft zum Miteinander in den Betrieben haben uns gestärkt für die Aufgaben, die vor uns liegen", heißt es weiter.

Ausdrücklich lobt der Bundespräsident das Krisenmanagement der Bundesregierung. "Es ist richtig, dass der Staat entschlossen handelt, um die Betriebe zu schützen und Einkommen der Menschen zu sichern." Bürger und Politik hätten "klug und besonnen" reagiert.

Leise Kritik äußert der Bundespräsident an den Verantwortlichen für die Krise. "Unvorstellbar viel Geld ist verspielt worden", sagt Köhler - und verlangt Mäßigung: "Jetzt muss sich entsprechend verhalten, wer Verantwortung trägt und Rechenschaft schuldet." Nötig seien "Anstand, Bescheidenheit und Maß".

In der Krise liege aber auch eine Chance für eine bessere internationale Zusammenarbeit, sagt der frühere Chef des Internationalen Währungsfonds (IWF); etwa "für eine bessere Ordnung von Wirtschaft und Finanzen, in der das Kapital allen zu Diensten ist und sich niemand davon beherrscht fühlen muss". Sei dies ein Ergebnis, "dann macht uns diese Krise stärker", prophezeit Köhler.

Auf die Deutschen komme ein Kraftakt zu. "Wir werden uns anstrengen müssen", fordert Köhler. Allerdings sei das Land gewappnet, durch "gut ausgebildete, motivierte Arbeitnehmer, ideenreiche, mutige Unternehmer und Millionen von engagierten Bürgerinnen und Bürgern, die gestalten und anpacken und füreinander einstehen". Dies mache Mut. So laute die zentrale Weihnachtsbotschaft an Menschen in Sorge und Angst: "Fürchtet euch nicht!"

Dieses Fest und diese Botschaft brauchten die Menschen - alle Jahre wieder, betont Köhler. Das gelte auch im persönlichen Leben, "wo es bis in die Familien hinein nie ganz ohne Streit zugeht. Wo uns Krankheit trifft, wo wir Einsamkeit spüren, wo uns der Tod einen lieben Menschen nimmt". Der Bundespräsident würdigte auch in diesem Jahr wieder den Einsatz der deutschen Soldatinnen und Soldaten in Auslandseinsätzen. Sie sorgten in der Ferne für Sicherheit und Wiederaufbau. "Sie dienen dem Frieden, unter Einsatz von Leib und Leben. Dafür wollen wir ihnen danken", sagte Köhler.

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SZ vom 24.12.2008/cag
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