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Wahl in Großbritannien:Drei Parteichefs, drei Rücktritte

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Labour-Chef Ed Miliband tritt zurück

Ed Miliband ist als Vorsitzender der britischen Labour-Partei zurückgetreten. Er übernimmt damit die Verantwortung für die Wahlniederlage seiner Partei und gratuliert Premierminister David Cameron zum Sieg. Aus der Abstimmung am Donnerstag ging die oppositionelle Labour-Partei von Miliband als Verlierer hervor.

Der 45-Jährige ist seit 2010 Labour-Chef, nachdem er seinen Bruder David bei einem Parteitag im Rennen um den Vorsitz knapp überflügelt hatte. In Umfragen lieferte er sich im Vorfeld der Wahl ein Kopf-an-Kopf-Rennen mit Premier David Cameron. In der Öffentlichkeit wirkt er bisweilen ungelenk, im Wahlkampf präsentierte er sich überraschend selbstbewusst und kämpferisch.

Dem legendären TV-Moderator Jeremy Paxman schleuderte er im Interview entgegen: "Hell yes, I'm tough enough!" - zu Deutsch: "Verdammt nochmal, ich bin hart genug!". Miliband sprach sich im Wahlkampf gegen ein Referendum über die EU-Mitgliedschaft aus und prangerte die Sparpolitik der Regierung und die wachsende Ungleichheit im Land an.

Doch bei der Parlamentswahl enttäuschte er. Mit etwa 230 Sitzen erzielte Miliband ein deutlich schlechteres Ergebnis als sein Vorgänger Gordon Brown im Jahr 2010. Labour hatte damals 258 Mandate geholt.

Miliband ist bereits der dritte Parteichef, der an diesem Freitag seinen Rücktritt erklärte. Zuvor hatte dies bereits der Liberale Nick Clegg getan: Seine Liberaldemokraten erlitten eine schockierende Niederlage.

Liberale Nick Clegg verkündet Rückzug

"Ich muss die Verantwortung tragen und ich trete als Vorsitzender der Liberaldemokraten zurück", erklärte Clegg in London. Die Partei des 48-Jährigen hat nur noch acht Sitze im Unterhaus. 2010 hatten die Liberaldemokraten noch 57 Parlamentarier entsenden können. Clegg war seit 2007 Parteichef der Liberaldemokraten. Clegg, der als einer der europafreundlichsten Politiker in Großbritannien gilt, gewann sein Direktmandat in Sheffield und kann seine Arbeit als Abgeordneter fortsetzen.

Ukip-Chef Nigel Farage gibt auf

Der Europaskeptiker Nigel Farage versuchte bereits zum fünften Mal den Einzug ins Parlament - und scheiterte erneut. Er verlor mit 32 Prozent der Stimmen in seinem Wahlkreis South Thanet gegen den Kandidaten der Konservativen Partei, Craig Mackinlay (38 Prozent). Farage legte daraufhin den Parteivorsitz nieder. Seine Partei wird im künftigen Unterhaus nur mehr mit einem Abgeordneten vertreten sein: mit Douglas Carswell, der 2014 von den Tories zur Ukip übergelaufen war und seinen Sitz verteidigen konnte. Dass die UKIP nicht mehr Abgeordnete stellt, ist dem britischen Mehrheitswahlsystem geschuldet. Denn tatsächlich wurden die Europafeinde in vielen Wahlkreisen zweitstärkste Partei.

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