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Vorstandsposten bei der Bahn:Aufsichtsrat will Ende Januar über Pofalla beraten

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Nicht nur die Politik streitet über Pofalla - auch innerhalb der Bahn wird der mögliche Wechsel des früheren Kanzleramtschefs diskutiert. Der Aufsichtsrat weiß offiziell von nichts - doch Bahnchef Grube hat angeblich bei einigen Mitgliedern vorgefühlt. Jetzt soll eine Sondersitzung Klarheit bringen.

Der Bahn-Aufsichtsrat wird einem Pressebericht zufolge Ende Januar darüber diskutieren, ob der frühere Kanzleramtsminister Ronald Pofalla (CDU) Cheflobbyist und Vorstandsmitglied wird. Wie das Handelsblatt aus Aufsichtsratskreisen berichtet, steht das Thema bei einer Sondersitzung des Gremiums am 30. Januar auf der Tagesordnung. Eigentlich sollte es in der Sitzung nur um die Bewerbung der Deutschen Bahn um die S-Bahn Berlin gehen.

Bahnchef Rüdiger Grube hatte dem Bericht zufolge ursprünglich geplant, den CDU-Politiker auf der regulären Sitzung des Kontrollgremiums im März offiziell zu installieren. Nur ein sehr kleiner Kreis war demnach in diesen Plan eingeweiht, neben Grube soll dazu auch der Aufsichtsratsvorsitzende Utz-Hellmuth Felcht gehört haben. Nachdem die geplante Personalie öffentlich wurde, soll es jetzt schneller gehen, wie das Handelsblatt weiter berichtete. Die Personalie wird wegen möglicher Interessenskonflikte auch im Aufsichtsrat kritisch gesehen.

Am Wochenende machte der Aufsichtsrat des Unternehmens deutlich, dass er noch nicht darüber beraten hat, ob ein entsprechender Posten für den Vertrauten von Bundeskanzlerin Angela Merkel geschaffen werden soll.

Der Aufsichtsrat habe nach der Bestellung anderer Vorstandsmitglieder im vergangenen Jahr nach den vergangenen turnusmäßigen Sitzungen "keine Kenntnis von Überlegungen zur Erweiterung des DB-Vorstandes beziehungsweise zur Bildung neuer Vorstandsressorts", heißt es in einer am Sonntag verbreiteten Erklärung des Vorsitzenden Utz-Hellmuth Felcht.

Bei der Bahn gibt es Vorbehalte

Offenbar gibt es bei Mitgliedern des Kontrollgremiums Vorbehalte gegen eine mögliche Berufung Pofallas. "Die Personalie ist seitens der Deutschen Bahn noch längst nicht entschieden", sagte Bahn-Aufsichtsrat Klaus-Dieter Hommel, der Berliner Tageszeitung Die Welt. "Zunächst würden wir gerne wissen, warum überhaupt noch ein weiterer Vorstandsposten geschaffen werden muss und wie dessen Aufgabenbereich aussehen soll. Und erst am Schluss reden wir über Namen." Hommel ist auch Vizechef der Bahngewerkschaft EVG.

Auch der Spiegel meldet, dass sich bei der Bahn offenbar Widerstand gegen Pofalla regt. Nach Informationen des Magazins wollen Teile des Aufsichtsrats verhindern, dass die Führungsspitze weiter aufgebläht wird. "Unser Ziel ist es eigentlich seit längerem, die Zahl der Vorstände zu reduzieren", sagte ein Aufsichtsratsmitglied. "Deshalb wird das Upgrade für Pofalla mit Sicherheit nicht einfach durchgewinkt."

Politiker verschiedener Parteien regen angesichts der Personalie Pofalla klare zeitliche Regelungen für den Wechsel von Ex-Politikern in die Wirtschaft an.

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sz.de/AFP/Reuters/kfu
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