Volkswagen:Nur Taten zählen
Der neue Chef schlägt einen scharfen Ton an. Doch das allein ist zu wenig.
Von Max Hägler
Bei Volkswagen werben sie: Mit dem neuen Chef Herbert Diess werde sich der Konzern schneller und konsequenter ändern als unter seinem Vorgänger. Dies gelte nicht nur für technische Fragen wie die Fabrikation von elektrischen Roboterautos, sondern auch und vor allem für die innere Verfasstheit.
Tatsächlich hat sich Diess starke Worte ausgesucht für seinen ersten Auftritt bei der Eigentümerversammlung. "Anständiger" und "offener" müsse das Unternehmen werden und endlich eine "positive Kritikkultur" verinnerlichen. Diess nahm einen Begriff in den Mund, der sonst eher in Kommentaren vorkommt: Mitunter habe es den Anschein, dass bei VW eine "Wagenburgmentalität" geherrscht habe. Die Worte sind schärfer als zuletzt, das ist tatsächlich eine neue Stufe. Aber es gilt eben auch für Diess: Das schöne Wort tut's nicht allein, die Tat soll unser Zeuge sein.
Die Wagenburgmentalität im Autokonzern hat er schon einmal nicht abgestellt. Im Gegenteil hat der Neue durch Personalentscheidungen die Wagenburg zwischen Betriebsrat, Management und Eigentümern gefestigt. Weil er es so gekonnt gemacht hat, kam er an diesen Posten. Jetzt muss er zeigen, dass es ihm ernst ist mit dem Anstand. Beispielsweise muss der Konzern noch mehr tun, um die Großstadtluft zu verbessern: VW muss schnell und mit mehr Geld helfen.