Süddeutsche Zeitung

Völkerrecht:Mutmaßlicher Hauptverantwortlicher des Völkermords in Ruanda gefasst

Mehr als 25 Jahre nach den Massakern ist es bei Paris gelungen, Félicien Kabuga festzunehmen. Der heute 84-jährige Hutu soll damals die Milizen finanziert haben.

Ein Vierteljahrhundert nach dem Völkermord in Ruanda ist in Frankreich einer der mutmaßlichen Hauptverantwortlichen festgenommen worden. Der unter falscher Identität lebende Félicien Kabuga sei am frühen Samstagmorgen in der Nähe von Paris unter Arrest genommen worden, teilte das Justizministerium mit.

Kopfgeld von fünf Millionen Dollar

Kabuga habe in Asnieres-Sur-Seine gewohnt, hieß es weiter. Nach dem heute 84 Jahre alten Mann wurde seit 25 Jahren gefahndet. Der Geschäftsmann und Angehörige der Hutu-Bevölkerungsmehrheit soll die Milizen finanziert haben, die 1994 etwa 800 000 Tutsi und einige moderate Hutu töteten, während die Internationale Gemeinschaft lange fast tatenlos blieb.

Das UN-Tribunal für Ruanda erhob 1997 Anklage gegen Kabuga und stellte einen Haftbefehl aus. Im Jahr 2002 setzten die USA zusätzlich ein Kopfgeld auf Kabuga in Höhe von fünf Millionen Dollar aus. Die Festnahme bereitet nun den Weg für einen Prozess vor dem Internationalen Strafgerichtshof in Den Haag.

Der Fahndungserfolg sei ein Beleg dafür, dass Verantwortliche für Genozid zur Rechenschaft gezogen werden könnten, selbst wenn viele Jahre vergangen seien, kommentierte der zuständige UN-Chefankläger Serge Brammertz die Nachricht.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.4910037
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ.de/Reuters/ihe
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.