Süddeutsche Zeitung

USA:Paul Ryan knickt ein

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Nach langem Zögern unterstützt der Präsident des US-Repräsentantenhauses nun doch den in der Partei umstrittenen Donald Trump.

Der ranghöchste Republikaner im amerikanischen Kongress hat sich nach langem Zögern hinter den umstrittenen Präsidentschaftsbewerber Donald Trump gestellt. "Es ist kein Geheimnis, dass wir Differenzen haben", schrieb Paul Ryan, Präsident des Repräsentantenhauses, in einem Beitrag der Zeitung The Janesville Gazette. Tatsache sei jedoch, dass es in politischen Fragen mehr Gemeinsamkeiten als Unterschiede gebe. Ryans Unterstützung dürfte es nun für Mitglieder des Partei-Establishments einfacher machen, sich ebenfalls dem Milliardär anzuschließen. Zudem kann Trump nun leichter argumentieren, dass die Partei hinter ihm die Reihen schließt.

Trump hat bei den Vorwahlen der Republikaner inzwischen genug Stimmen, um die Nominierung auf dem Parteitag im Juli zu gewinnen. Trotzdem hatte Ryan zunächst gezögert, ihm seine Stimme zu geben. Trump ist wegen seiner Aussagen zu Frauen und Minderheiten sowie seiner Haltung zu Handel und Einwanderung auch unter Republikanern umstritten. Bei der Präsidentenwahl Anfang November dürfte er gegen die Demokratin Hillary Clinton antreten.

Die frühere US-Außenministerin griff ihren Konkurrenten Trump in der Nacht auf Donnerstag scharf an und sprach diesem jede fachliche und charakterliche Eignung zum Präsidenten ab. Niemals dürfe der politische Quereinsteiger Trump das Land oder das US-Militär führen oder die Befehlsgewalt über die Atomcodes erhalten. "Stellen wir uns doch einmal vor, Trump hätte nicht nur seinen Twitter-Account zur Verfügung, wenn er wütend wird, sondern das gesamte Waffenarsenal der USA", sagte Clinton. Die frühere Präsidentengattin warf dem Milliardär vor, in der Außenpolitik unwissend und naiv zu sein. Trumps Vorstellungen seien gefährlich zusammenhanglos. Der Republikaner arbeite mit bizarren Schimpftiraden, persönlichen Fehden und unverblümten Lügen. Seine Wahl wäre ein historischer Fehler, sagte sie.

Trump konterte vor seinen Anhängern: "Ich sage Ihnen eins: Hillary Clinton muss ins Gefängnis." In Anspielung auf Clintons E-Mail-Affäre sagte er: "Ehrlich, Leute - sie ist so was von schuldig." Clinton hatte während ihrer Zeit als Außenministerin dienstliche Mails über einen privaten Server laufen lassen. Dafür wurde sie in einem Bericht des Außenministeriums gerügt. Weitere Untersuchungen laufen.

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SZ vom 04.06.2016 / Reuters, dpa
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