Süddeutsche Zeitung

USA:Massaker in Orlando

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Mindestens 50 Menschen sterben, als ein Mann in einem Nachtclub in Florida um sich schießt. Laut FBI sympathisiert er mit dem "Islamischen Staat". Obama spricht von einem Akt des Terrors.

Beim Angriff auf einen Nachtclub im US-Bundesstaat Florida sind am Sonntag etwa 50 Menschen getötet worden. 53 Menschen wurden verletzt, viele davon lebensbedrohlich. Ein bewaffneter Mann hatte in dem Schwulenclub "Pulse" eine Schießerei begonnen und anschließend Geiseln genommen. Er wurde von der Polizei in einem Feuergefecht getötet. Laut Berichten war der Täter amerikanischer Bürger mit afghanischen Wurzeln. Präsident Barack Obama verurteilt die Tat als "Akt des Terrors" und "Akt des Hasses". Das FBI bestätigte, dass sich der Schütze vor dem Massenmord telefonisch beim Polizeinotruf gemeldet und zur Terrormiliz Islamischen Staat bekannt hat. Auch habe der Täter bereits zwei Mal Kontakt mit der Bundespolizei gehabt, 2013 und 2014. Er habe aber aktuell nicht unter Beobachtung des FBI gestanden. Die Waffen habe er kurz vor der Tat legal erworben, hieß es. Die Sicherheitsbehörden hatten bereits am Morgen einen islamistischen Hintergrund nicht ausgeschlossen. Es handelt sich um das größte Attentat seit dem 11. September. Hinter dem Anschlag steht nach Angaben der dem IS nahestehenden Nachrichtenagentur Amaq eben der Islamische Staat. Der Angriff "auf einen Nachtclub von Schwulen" sei "von einem Kämpfer des Islamischen Staats ausgeführt" worden, meldete die Agentur am Sonntagabend. IS-Anhänger hatten zuvor im Internet die Tat bejubelt. Ob der Täter vom Terrornetzwerk wirklich beauftragt wurde oder ob er sich bloß von anderen Taten des IS inspirieren ließ, blieb unklar.

Der Polizei zufolge hatte der Mann gegen zwei Uhr zu schießen begonnen, dann habe er Geiseln genommen. Die Polizei habe sich nach drei Stunden für eine gewaltsame Befreiung entschieden. Dem örtlichen Polizeichef John Mina zufolge verschaffte sich ein Spezialkommando mithilfe eines Sprengsatzes Zugang und tötete den Geiselnehmer. "Mindestens 30 Geiseln konnten durch die Aktion gerettet werden", sagte Mina.

Mindestens 50 Menschen aber starben bei dem Massaker. Offen war zunächst, ob alle Opfer von dem Angreifer getötet wurden, oder ob einige bei dem Einsatz starben. Der Täter, ein Sohn afghanischer Eltern, sei 1986 in den USA zur Welt gekommen und habe in Port St. Lucie in Florida gelebt, berichteten US-Medien. Er hieß Omar Siddiqui Mateen. Polizeichef Mina sagte, allem Anschein nach sei der Täter "sehr gut organisiert und vorbereitet gewesen". Es gab laut Mina zunächst keine Hinweise darauf, dass der Schütze konkret aus Hass gegen Homosexuelle handelte, aber es werde auch in dieser Richtung ermittelt. Der Vater des Täters sagte dem Sender MSNBC, er glaube nicht an ein religiöses Motiv. Allerdings sei sein Sohn ärgerlich gewesen, wenn sich Männer öffentlich küssten. Der Nachtclub "Pulse" beschreibt sich im Internet selbst als "heißeste Gay-Bar Orlandos". Das Gebäude liegt im Zentrum der Stadt, die das beliebteste Touristenziel der USA ist. Obama sprach von einem "herzzerreißenden Tag für unsere amerikanischen Landsleute, die lesbisch sind oder schwul, bisexuell oder Transgender". Der Schütze habe auf einen Ort gezielt, "wo Menschen zusammengekommen sind, um sich frei auszudrücken und um für ihre Bürgerrechte einzustehen".

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SZ vom 13.06.2016 / SZ
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