Süddeutsche Zeitung

USA:Justiz für Reiche

Der Fall Epstein zeigt: Geld und Status können vor Strafe schützen.

Von Alan Cassidy

Alles im Fall Jeffrey Epstein ist abstoßend. Der Hedgefonds-Manager, Besitzer von sechs Anwesen, zwei Privatjets und einer Insel in der Karibik, missbrauchte über lange Zeit minderjährige Mädchen und rekrutierte sie als Prostituierte. Als sich seine Opfer vor mehr als zehn Jahren an die Justiz wandten, schlossen Epsteins Staranwälte eine Vereinbarung mit der Staatsanwaltschaft. Epstein musste für 13 Monate ins Gefängnis - wovon er sechs Tage pro Woche in seinem Büro verbringen durfte. Die Opfer erfuhren von dem Deal erst viel später.

Gerechtigkeit sieht anders aus. Ausgehandelt hatte die Vereinbarung Donald Trumps heutiger Arbeitsminister Alexander Acosta. Noch ist nicht klar, was genau zu dem für Epstein äußerst vorteilhaften Deal geführt hatte. Klar ist aber, dass der Multimillionär von seinem Geld und seinem Status profitierte; dass er sich auf seine prominenten Freunde und Weggefährten verlassen konnte, die seine Neigungen zumindest erahnen konnten.

Wäre es einem anderen Sexualstraftäter, der über wenig Geld und keine Beziehungen verfügt, gleich ergangen? Kaum. Epstein kommt nun in New York erneut vor Gericht, und der Prozess wird zeigen, was es mit dem Eindruck auf sich hat, den der Fall bisher hinterlässt: Dass es in den USA eine Justiz gibt für die Reichen. Und eine für alle anderen.

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Quelle:
SZ vom 11.07.2019
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