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US-Elitetruppe Navy Seals:Gestählt durch Höllenwochen

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Nicht erst seit ihre Mitglieder Al-Qaida-Führer Bin Laden töteten, gelten die Navy Seals in den USA als Helden. Das positive Image verdankt die Elitetruppe ihrem brutalen Auswahlverfahren - und Hollywood.

Marc Felix Serrao

Dafür, dass sie und ihre Einsätze streng geheim sind, machen sie erstaunlich viel Werbung. "Folgt uns bei Twitter", heißt ein Link auf der Website der Navy Seals. "Findet uns bei Facebook", heißt ein anderer. Im großen Online-Netzwerk hat die rund 2500 Mann starke Elitetruppe der US-Marine, deren "Team Six" (es gibt neun aktive Teams und zwei in Reserve) in der Nacht zu Montag den Al-Qaida-Führer Osama bin Laden getötet hat, mehr als 100.000 Fans.

"Ich weiß nicht, wer ihr seid, und ich weiß, dass ihr es nicht sagen dürft", beginnt einer von vielen Einträgen, die Anhänger der Truppe seit dem erfolgreichen Zugriff in Pakistan auf ihrer digitalen Pinnwand hinterlassen haben: "Aber wenn ihr das hier lest, dann wisst, dass meine Familie und ich euch von ganzem Herzen danken."

Während Länder wie Deutschland ein eher gespaltenes Verhältnis zu ihrem Militär haben, vor allem zu deren Eliteeinheiten, sind die Navy Seals in den USA Helden. "Sea, Air and Land": Das Akronym "SEAL", das für die umfassende Einsatzfähigkeit der 1962 im Auftrag von Präsident John F. Kennedy gebildeten Truppe steht, ist dort der Inbegriff kriegerischer Stärke. Es gibt andere Einheiten - die Ranger des Heeres oder die Anti-Terrorkämpfer der Delta Force -, aber keine hat einen solchen Ruf.

Das liegt zum einen am Auswahlverfahren, das neben dem des britischen Special Air Service als eines der brutalsten der Welt gilt. Schon in der ersten Phase des eineinhalbjährigen Trainings müssen Bewerber die "Höllenwoche" überstehen; eine fünfeinhalbtägige Tortur, während der sie am Strand auf und ab rennen, Holzstämme durch die Gegend wuchten und stundenlang in der Brandung sitzen - bei insgesamt vier Stunden Schlaf.

Zudem gibt es nur wenige Einheiten, die so beliebt sind in Hollywood. Die letzte filmische Liebeserklärung an die Seals war Die Akte Jane. In dem Film gelingt Demi Moore, was im wirklichen Leben wohl nie möglich sein wird: Sie wird ein weiblicher Seal.

Auch der aktuelle Einsatz der Truppe wird eher früher als später ins Kino kommen. Als Regisseurin wird bereits Kathryn Bigelow gehandelt, die für ihr Irakkriegsdrama The Hurt Locker 2010 als erste Frau den Regie-Oscar gewann. Der Bewerberzahl der Seals dürfte das kaum schaden, Höllenwoche hin oder her.

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SZ vom 04.05.2011/beu
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