Süddeutsche Zeitung

Vereinte Nationen:Scharfsinnig - und zaghaft

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Größere Erfolge hatte er nicht unbedingt zu feiern, doch die Vollversammlung der Vereinten Nationen hat António Guterres für eine zweite Amtszeit gewählt.

Der Portugiese António Guterres wird die Vereinten Nationen für fünf weitere Jahre führen. Die UN-Vollversammlung berief den 72-Jährigen am Freitag wie erwartet für eine zweite Amtszeit. Die Annahme einer entsprechenden Resolution erfolgte einstimmig. Guterres war ohne Gegenkandidat und mit der Unterstützung des mächtigen Sicherheitsrates angetreten.

Als eine der größten künftigen Herausforderungen für Guterres gilt neben zahlreichen regionalen Konflikten - unter anderem in Syrien, Libyen, dem Jemen oder Myanmar - der Kampf gegen die Klimakrise. Der UN-Chef hatte zuletzt immer wieder das Bild einer Welt am Abgrund gezeichnet und die großen CO₂-Produzenten zu größeren Anstrengungen aufgefordert. Auch die wirtschaftlichen und sozialen Turbulenzen sowie Armut und Hunger durch die Corona-Pandemie dürften noch länger eine Rolle spielen. Außerdem droht die Handlungsfähigkeit der UN durch steigende Spannungen zwischen den USA und China weiter beeinträchtigt zu werden.

Die neue Amtsperiode des UN-Chefs startet am 1. Januar 2022 und dauert bis Ende 2026. Guterres ist der neunte Generalsekretär und führt die Welt-Organisation seit 2017. Seine neuerliche Aufstellung galt schon lange als sicher: Guterres hatte in den vergangenen Jahren einen guten Umgang mit den einflussreichen Vetomächten im Sicherheitsrat gepflegt, also den USA, China, Russland, Großbritannien und Frankreich. Er gilt als scharfsinniger Politiker, aber als vorsichtiger - Kritiker sagen: als zu zaghafter - Vermittler in internationalen Konflikten, in denen ihm selten größere Erfolge gelangen.

Das liegt laut Experten auch daran, dass Guterres sich in den vergangenen fünf Jahren angesichts der Angriffe von US-Präsident Donald Trump gegen die Vereinten Nationen "im Überlebenskampf" befunden habe. Dem UN-Generalsekretär wurde auch immer wieder vorgeworfen, dass er China wegen Menschenrechtsverletzungen wie bei der Minderheit der Uiguren nicht ausreichend kritisiert habe. Auf sich aufmerksam machen konnte Guterres allerdings mit seinem Fokus auf eher universelle Themen, wie die Bekämpfung der Klimakrise und seiner Arbeit in der Covid-19-Pandemie.

Vieles spricht dafür, dass der UN-Chef auch künftig nicht wesentlich forscher auftreten wird: Zuletzt hat er betont, dass komplexe Herausforderungen nur mit einem "bescheidenden Ansatz" angegangen werden könnten. Auch könnten die UN wenig tun, wenn "die Beziehungen zwischen den größten Mächten weiterhin dysfunktional sind".

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