Süddeutsche Zeitung

Übergriff auf Flüchtling:Polizeipräsident hält Festhalten des Flüchtlings in Arnsdorf für "sinnvoll"

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Die Polizei hat das Festbinden eines psychisch kranken Flüchtlings durch Bürger im ostsächsischen Arnsdorf teilweise gerechtfertigt. "Durch die Erregtheit des Asylbewerbers war das Festhalten sinnvoll, ich tu mich schwer zu sagen, notwendig", sagte der zuständige Görlitzer Polizeipräsident Conny Stiehl.

Der 21 Jahre alte Iraker war vor gut anderthalb Wochen von vier Männern überwältigt, mit Kabelbindern gefesselt und an einen Baum gebunden worden, nachdem er Zeugenaussagen zufolge in dem Markt Kunden und Angestellte belästigt und bedroht haben soll. Ein Video von dem Vorfall hatte bundesweit für Aufsehen gesorgt.

Die alarmierten Polizeibeamten hätten sich in dem Markt über den Sachverhalt informiert. "Dabei hat das im späteren Video Gezeigte keine Rolle gespielt. Also mussten wir davon ausgehen, dass das Handeln derjenigen, die uns geholfen haben, korrekt war", sagte Stiehl.

In dem Video, das im Internet kursiert, ist zu sehen, wie der junge Mann mit einer Flasche im Kassenbereich steht und mit den Angestellten diskutiert. Plötzlich laufen vier Männer herein, sie nehmen dem Iraker die Flasche ab, schlagen ihn und zerren ihn nach draußen.

Von den Mitarbeitern greift keiner ein. Nur eine Frau ist zu hören: "Ist schon schade, dass man 'ne Bürgerwehr braucht." Dann bricht das Video ab. Einer Pressemitteilung zufolge fand die Polizei den Iraker, der mit Kabelbindern an einen Baum gefesselt war. Die Männer erklärten, sie hätten ihn lediglich an der Flucht hindern wollen. Die Beamten forderten sie auf, den Platz zu verlassen. Sanitäter kümmerten sich um den Asylbewerber und brachten ihn ins Krankenhaus.

Der Pressemitteilung zufolge ist der Asylbewerber psychisch krank und deswegen in einer örtlichen Psychiatrie untergebracht. Offenbar hatte er Probleme mit seiner Telefonkarte und war bereits zum dritten Mal in dem Supermarkt aufgetaucht. Als Angestellte ihm erklärten, er habe lediglich kein Guthaben mehr, soll er wütend geworden sein.

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SZ.de/dpa/kjan
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