Süddeutsche Zeitung

Präsidentenwahl in Tunesien:Juraprofessor Saïed liegt vorn

In Tunesien waren am Sonntag etwa sieben Millionen Einwohner aufgerufen, einen neuen Präsidenten zu bestimmen. Nach einer ersten Prognose dürfte dabei der parteilose konservative Juraprofessor Kais Saïed als Sieger aus der Stichwahl hervorgegangen sein.

Er habe 72,5 Prozent der Stimmen erhalten, berichtete der Radiosender Mosaique FM unter Berufung auf das Umfrageinstitut Emrod. Damit hätte sich Saïed gegen den Medienunternehmer Nabil Karoui durchgesetzt. Der 56-jährige Karoui war erst am Mittwochabend nach etwa sechs Wochen Untersuchungshaft freigelassen worden. Gegen den Medienmogul wird wegen Steuerhinterziehung und Geldwäsche ermittelt.

Im ersten Wahlgang Mitte September war er mit 15,6 Prozent der Stimmen auf dem zweiten Platz gelandet. Saïed hatte beim ersten Wahlgang mit 18,4 Prozent die meisten Stimmen geholt. Der 61-Jährige, der keiner Partei angehört, ist ein bekannter Verfassungsexperte. Er setzt sich für ein dezentralisiertes Regierungsmodell ein und vertritt konservative Positionen, etwa im Umgang mit Homosexualität, die in Tunesien mit Haftstrafen geahndet werden kann.

Tunesien ist das einzige Land, das seit dem "Arabischen Frühling" 2011 eine demokratische Entwicklung genommen hat. Die elf Millionen Einwohner leiden aber unter einer Wirtschaftskrise mit hoher Inflation und Arbeitslosigkeit. Vergangenen Sonntag hatten die Tunesier auch ein neues Parlament gewählt, dabei gingen die moderaten Islamisten der Ennahda-Partei erneut als stärkste Kraft hervor.

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SZ vom 14.10.2019 / epd
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