Süddeutsche Zeitung

Verschwundener Journalist:Türkei besitzt angeblich Aufnahmen von Mord an Khashoggi

Lesezeit: 1 min

Die türkische Regierung hat den US-Behörden offenbar mitgeteilt, dass sie Audio- und Videoaufnahmen besitzt, die den mutmaßlichen Mord an dem saudischen Journalisten Jamal Khashoggi beweisen. Dies geht aus einem Bericht der Washington Post hervor, für die Khashoggi als Kolumnist tätig war. Er verschwand Anfang Oktober im saudischen Konsulat in Istanbul, nachdem er zuvor den saudischen Kronprinzen Mohammed bin Salman kritisiert hatte.

Die Aufzeichnungen sollen beweisen, dass mehrere Personen den aus Saudi-Arabien stammenden Journalisten am 2. Oktober in dem Konsulat überwältigten, ihn befragten und folterten und ihn schließlich ermordeten. "Man kann seine Stimme und die Stimmen von arabisch sprechenden Männern hören", wird ein türkischer Offizieller zitiert. Zudem sei zu hören, wie der Journalist befragt, geschlagen, gefoltert und später ermordet wurde. Mitglieder der türkischen Regierung, die anonym bleiben wollen, bestätigten dem Bericht zufolge zudem, dass das saudische Team Khashoggis Leiche nach dem Mord verschwinden ließ.

Sollten diese Aufnahmen wirklich existieren, würde dies erklären, warum die Türkei Saudi-Arabien so schnell des Mordes an Khashoggi bezichtigte, was Riad bislang verneint. Allerdings, so die Vertreter der Regierung in Ankara, habe man bislang Bedenken gehabt, die Existenz der Aufnahmen öffentlich zu machen. Dies könne beweisen, dass die Türkei fremde Nationen in ihren Botschaften und Konsulaten abhöre.

Dem Bericht der Washington Post zufolge ist allerdings noch unklar, ob Mitglieder der US-Regierung die Aufnahmen gehört, beziehungsweise gesehen hätten. Bislang hätten türkische Offizielle ihren US-Pendants die Inhalte beschrieben.

In Folge der Vorkommnisse um Khashoggi hat Milliardär Richard Branson seine Gespräche mit der saudischen Regierung über Investments seiner Unternehmensgruppe in Saudi-Arabien gestoppt. In einem Statement auf der Homepage seiner Firma Virgin sagte er, dass die Geschehnisse in Istanbul die Art des Umgangs des Westens mit Saudi-Arabien verändern würden. Auch der Fahrservice Uber legt seine Geschäfte mit dem Königreich bis auf Weiteres auf Eis.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.4167222
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ.de/bix
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.