Süddeutsche Zeitung

Türkei:Gabriels Partnerschaft

Der Außenminister hat eine engere Zusammenarbeit mit der Türkei in einer Zollunion vorgeschlagen - zu Recht.

Von Nico Fried

Ein beliebtes Streitthema in Deutschland ist das Verhältnis der Türkei zu Europa. Gerhard Schröder hat sich für eine Vollmitgliedschaft der Türkei in der EU eingesetzt, die Angela Merkel bis heute ablehnt. Ob sich gegenwärtige Fehlentwicklungen in Ankara hätten verhindern lassen, wenn die europäische Integration konsequent verfolgt worden wäre, oder ob die Bremser im Recht waren, weil sie den autoritären Charakter des Erdoğan-Regimes erkannt hatten, müssen Historiker beantworten.

Unumstritten ist die Bedeutung der Türkei für Europa als Brücke in den Mittleren Osten. Das wird gerade dann besonders deutlich, wenn die Türkei wegen ihrer konfusen Außenpolitik in dieser Funktion ausfällt. Zuletzt hatte es sich Erdoğan mit nahezu allen Nachbarn und Partnern verscherzt, jetzt hat er Russland und Iran als Freunde. Er ist in diesem Bunde der Dritte - der stärkste ist er sicher nicht.

Außenminister Sigmar Gabriel hat deshalb zu Recht eine engere Zusammenarbeit in einer Zollunion vorgeschlagen. Das wirtschaftliche Interesse der Türkei an Europa ist eindeutig. Das lehren auch die Geiselnahmen deutscher Staatsbürger, von denen wenigstens einige nach wirtschaftlichem Druck freigelassen wurden. Wird Gabriels Vorschlag umgesetzt, könnte das auch den innenpolitischen Streit befrieden. Denn das Konzept einer privilegierten Partnerschaft stammt ja ursprünglich von Angela Merkel.

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Quelle:
SZ vom 27.12.2017
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