Süddeutsche Zeitung

Thüringen:Lieberknecht soll's richten

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Sozialministerin Christine Lieberknecht ist bei der CDU als Ministerpräsidentin für eine mögliche große Koalition im Gespräch - einige Konservative wollten den Ex-Regierungschef Bernhard Vogel reaktivieren.

Die Vorsitzende der CDU-Verhandlungskommission bei den Sondierungsgesprächen in Thüringen, Birgit Diezel, hat Sozialministerin Christine Lieberknecht als Ministerpräsidentin bei einer möglichen Koalition von CDU und SPD vorgeschlagen.

Sie habe sich mit Lieberknecht darauf verständigt. Zuvor hatte der zurückgetretene Ministerpräsident Dieter Althaus (CDU) angekündigt, die Amtsgeschäfte am Dienstag vorübergehend wieder übernehmen zu wollen.

Pragmatische Entscheidung

Die stellvertretende CDU-Landesvorsitzende Diezel sprach von einer Entscheidung im Interesse einer stabilen Regierung in Thüringen. "Es geht um eine pragmatische Entscheidung ohne Eitelkeiten", sagte die Finanzministerin. Lieberknecht gilt bei der SPD, mit der in dieser Woche ein zweites Sondierungsgespräch geführt werden soll, als Kompromisskandidatin für das Ministerpräsidentenamt bei Schwarz-Rot.

Bei der Landtagswahl Ende August hatte die CDU die absolute Mehrheit verloren. Daraufhin hatte die Thüringer CDU Sondierungsgespräche mit der SPD begonnen. Die Sozialdemokraten halten sich aber auch die Option einer Koalition mit der Linken offen. "Mit Christine Lieberknecht als künftiger Ministerpräsidentin geht der Freitstaat Thüringen gestärkt in Zukunft", erklärte Diezel am Montagabend.

Vermeintliche "Königsmörderin"

Die 51 Jahre alte Theologin zählt zum Urgestein der Thüringer CDU. Bereits 1990 wurde sie Kultusministerin und war im Kabinett maßgeblich am Sturz des damaligen Ministerpräsidenten Josef Duchac beteiligt, dessen Nachfolge dann Bernhard Vogel antrat. Seitdem wird Lieberknecht vor allem in Medien immer wieder mit dem Ruf als "Königsmörderin" konfrontiert.

Zu Althaus, der sie 2008 als Sozialministerin ins Kabinett einband, stand sie immer loyal, auch nach seinem schweren Skiunfall am Neujahrstag. Immer wieder betonte sie, dass sie an dem Ministerpräsidentenamt nicht interessiert sei.

Im Gespräch als Übergangs-Ministerpräsident befand sich nach SZ-Informationen kurzfristig anscheinend auch der einstige Regierungschef Bernhard Vogel. Mitglieder der Landtagsfraktion um den Fraktionsvorsitzenden Mike Mohring hatten erwogen, den früheren Regierungschef Bernhard Vogel als Übergangs-Ministerpräsidenten für eine große Koalition nach Erfurt zu holen. Aus der CDU-Fraktion in Erfurt wurde bestätigt, dass der 76-Jährige gebeten worden war, die Sondierungsgespräche mit der SPD zu führen. Vogel habe jedoch abgelehnt.

Der ehemalige Ministerpräsident Althaus hatte nach seinem Rücktritt in der Vorwoche auch seinen Verzicht auf den CDU-Landesvorsitz erklärt. Seine für Dienstag angekündigte Rückkehr wollte in den Reihen der CDU niemand kommentieren.

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dpa/vw
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