Süddeutsche Zeitung

Terrorismus:Deutscher IS-Kader in Syrien gefasst

Lesezeit: 2 min

Von Georg Mascolo, München

Einer der bekanntesten deutschen Islamisten wurde bei der Zerschlagung des IS gefangen genommen und sitzt nun im Norden Syriens in Haft. Nach Informationen von Süddeutscher Zeitung, NDR und WDR handelt es sich um den aus Bonn stammenden Fared Saal, den die Vereinten Nationen wegen seiner besonderen Bedeutung auf eine Sanktionsliste gesetzt haben.

Saal gilt als einer der wenigen Deutschen, die beim sogenannten Islamischen Staat eine bedeutendere Rolle spielten. Sehr früh, bereits 2013, soll er sich der Organisation angeschlossen haben. Er galt als Vertrauter des nach Überzeugung der Sicherheitsbehörden in diesem Januar bei einem Luftangriff getöteten Berliner Rappers Denis Cuspert, alias Deso Dogg. Cuspert und Saal traten gemeinsam in Propaganda-Videos auf und warben für die Ausreise von deutschen Muslimen in das Herrschaftsgebiet des IS.

Gemeinsam mit Dennis Cuspert soll er Propaganda-Videos für den Nachwuchs gedreht haben

Die Vorwürfe gegen Saal sind schwerwiegend, der Generalbundesanwalt wirft ihm in einem Haftbefehl Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung und Mord vor. 2014 hatte ein Video Entsetzen ausgelöst, in dem Saal inmitten von Leichenbergen hockte. "Wie ihr sehen könnt, haben wir geschlachtet," rief der Islamist und zeigte auf mehrere der Toten. Das Video soll Cuspert gedreht haben. Die beiden Deutschen kombinierten früh Brutalität mit einem besonderen Darstellungsdrang - so entstanden Bilder und Videos, die um die Welt gingen. Später rückte Saal nach Überzeugung amerikanischer Behörden beim IS auf und soll eine Führungsrolle in einem IS-Bataillon ausgeübt haben.

Die Umstände der Gefangennahme von Saal sind noch unklar, allerdings wurde lange vermutet, dass sich Saal in der umkämpften syrischen Stadt Raqqa aufhält, die lange als "Hauptstadt" des IS galt. Das Auswärtige Amt hat nach eigenen Angaben keine Erkenntnisse über eine Festnahme. Saal sitzt als Häftling in einem Lager ein, in dem kurdische Kämpfer der YPG-Miliz frühere IS-Mitglieder inhaftiert haben. Der Bonner ist eine von mindestens 96 aus Deutschland stammenden Personen, die inzwischen in Syrien oder im Irak einsitzen. Unter ihnen befinden sich auch zahlreiche Frauen und Kinder. Darunter ist auch Saals Frau, eine Deutsche aus Leverkusen. Reportern bestätigte sie diese Woche die Inhaftierung ihres Mannes.

Weder das Bundeskriminalamt noch die Ermittler der Bundesanwaltschaft konnten Saal bisher vernehmen, mit Syrien gibt es kein Rechtshilfeabkommen, zudem hat der international geächtete Staat des Diktators Baschar al-Assad in den Kurden-Gebieten kaum eigene Macht. In den Camps nehmen allerdings verschiedene Geheimdienste Vernehmungen vor, darunter auch der deutsche Bundesnachrichtendienst. Ob dieser Saal bereits befragt hat, ist nicht bekannt. Ebenso wenig ist klar, wann und ob Saal nach Deutschland zurückkehren wird, um hier vor Gericht gestellt zu werden.

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Quelle:
SZ vom 22.03.2018
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