Süddeutsche Zeitung

Tanker-Konflikt:Allianz der Vernunft

London braucht Verbündete für Verhandlungen mit Iran.

Von Stefan Kornelius

Großbritannien wird großes Interesse daran haben, im Tanker-Konflikt eine internationale Koalition an seiner Seite zu versammeln. Auf den ersten Blick sollte das nicht schwerfallen. Iran bemüht sich nicht wirklich, für die Kaperung der Stena Impero aus omanischen Gewässern eine Begründung zu konstruieren. Hier geht es um Vergeltung, nachdem die britische Marine zur Durchsetzung eines EU-Embargos iranisches Öl auf dem Weg nach Syrien aufgehalten hat - in britischen Gewässern wohlgemerkt.

Juristisch liegt hier ein Konflikt. Iran argumentiert, die britische Aktion sei unrechtmäßig gewesen. Das mag teilweise stimmen. Richtig ist aber auch, dass dies keine Vergeltung durch Iran rechtfertigt. Auge um Auge ist im Völkerrecht nicht vorgesehen. Zweitens ist die Tanker-Episode kein isolierter Vorgang, Iran gebärdet sich schon lange immer aggressiver.

Wichtig ist nun, dass Großbritannien nicht aus der Iran-Allianz der Europäer herausbricht. Deswegen ist zweierlei gefragt: London sollte erstens keine unerfüllbaren Forderungen an die Partner stellen; und zweitens sollten die europäischen Hauptakteure Frankreich und Deutschland endlich ihr Vermittlungspotenzial erkennen und Iran mit der Forderung nach Verhandlungen unter ernsthaften Druck setzen. Dabei kann es dann nicht nur um zwei Tanker gehen.

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Quelle:
SZ vom 22.07.2019
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