Süddeutsche Zeitung

Syrienkrieg:Schwere Vorwürfe an Assads Armee

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USA sehen Anzeichen für Einsatz von Chemiewaffen.

Von Dunja Ramadan, München

Seit Anfang Mai bombardiert die russische und syrische Luftwaffe die letzte große Rebellenhochburg Idlib und die angrenzende Provinz Hama im Nordwesten Syriens, in der islamistische Rebellengruppen, Oppositionelle und Zivilisten leben. Zuletzt konnte die syrische Armee dort mithilfe russischer Luftangriffe Einflussgebiete zurückerobern. Nun erheben die USA schwere Vorwürfe gegen die syrische Armee. Das US-Außenministerium teilte am Dienstagabend in einer Pressemitteilung mit, es gebe Anzeichen, dass Assads Streitkräfte bei einer Attacke am vergangenen Sonntag im Nordwesten des Landes Chemiewaffen eingesetzt hätten. "Wir sammeln noch Informationen zu diesem Vorfall, aber wir wiederholen unsere Warnung, dass die Vereinigten Staaten und ihre Verbündeten schnell und in angemessener Weise reagieren werden, falls das Assad-Regime Chemiewaffen benutzt", erklärte die Sprecherin des US-Außenministeriums, Morgan Ortagus. Russland, Assads engster Verbündeter, wies die Vorwürfe zurück und beschuldigte Milizen, Chemiewaffenangriffe vorzutäuschen. So sagte der russische Generalmajor Viktor Kuptschischin, gefangene Milizionäre hätten von dem Plan berichtet, Chemiewaffenangriffe zu fingieren und die syrische Regierung dafür verantwortlich zu machen. Das US-Außenministerium bezweifelte die Aussage. Im Syrienkrieg gab es laut einem Bericht des UN-Hochkommissars für Menschenrechte 34 Giftgasangriffe, die eindeutig nachweisbar seien und größtenteils auf die Assad-Regierung zurückgingen.

Doch auch syrische Aktivisten sahen am Mittwoch keine Beweise für einen neuen Giftgasangriff der Regierung. "Wir haben keinen Beleg für einen solchen Angriff", erklärte die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte, die sich auf ein breites Netzwerk von Aktivisten vor Ort stützt. Die ursprüngliche Information stammt demnach von der Al-Qaida-nahen Miliz Hayat Tahrir al-Scham (HTS), die seit Dienstagabend versucht, ihre verlorenen Gebiete zurückzuerobern. Die Offensive begann am Dienstagabend mit einem Selbstmordattentat in der Provinz Hama. Derzeit liefern sich Rebellengruppen in der Kleinstadt Kafr Nabuda heftige Kämpfe mit den Regierungstruppen.

Seit der Regierungsoffensive auf Idlib sind laut UN-Angaben mehr als 200 000 Menschen auf der Flucht. Viele harren im Freien aus, die Grenze zur Türkei ist geschlossen. Rund drei Millionen Zivilisten leben im Kampfgebiet.

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Quelle:
SZ vom 23.05.2019
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