Süddeutsche Zeitung

Syrien:Rückzug in den Westirak

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Die bisher in Nordsyrien stationierten US-Truppen sollen in den Irak verlegt werden. Sie sollen weiter gegen die Terrormiliz Islamischer Staat vorgehen.

Die bisher in Nordsyrien stationierten US-Truppen sollen in den Westirak verlegt werden. Der amerikanische Verteidigungsminister Mark Esper erläuterte damit erstmals konkret die weitere Verwendung der Soldaten nach dem Rückzugsbefehl aus Syrien. Demnach soll das US-Militär weiter gegen die Terrormiliz Islamischer Staat vorgehen, um deren Wiedererstarken zu verhindern. Es sei auch nicht ausgeschlossen, dass die US-Truppen vom Irak aus zu Anti-Terror-Einsätzen in Syrien aufbrechen.

US-Präsident Donald Trump hatte den Abzug der etwa 1000 amerikanischen Soldaten aus Nordsyrien befohlen. Mehr als 700 werden in den Westen des Irak verlegt, zwischen 200 und 300 US-Soldaten sollen im südsyrischen Stützpunkt in Al-Tanf verbleiben. Derzeit haben die USA mehr als 5000 Soldaten im Irak stationiert.

Die Türkei verlangt von Damaskus den Abzug aus dem Grenzgebiet

Der Rückzug der US-Truppen hat der Türkei eine Militäroffensive gegen die syrisch-kurdischen Kämpfer ermöglicht. Diese Woche einigte sich die US-Regierung mit Ankara auf eine fünftägige Feuerpause in Nordsyrien. Verteidigungsminister Esper räumte jedoch ein, dass es trotzdem vereinzelt Kämpfe gebe. Bei einem Verstoß gegen die Kampfpause wurde ein türkischer Soldat getötet. Er sei bei einem Angriff kurdischer Kämpfer unter anderen mit Panzerabwehrwaffen tödlich getroffen worden, teilte Ankara am Sonntag mit.

Die Türkei verlangte am Wochenende den Rückzug syrischer Regierungstruppen aus der Nähe der Grenze. In der Gegend sollten sich weder kurdische Kämpfer noch syrische Soldaten aufhalten, sagte der türkische Präsidentensprecher Ibrahim Kalin. Die Türkei wolle dort zwei Millionen Bürgerkriegsflüchtlinge ansiedeln und diese wollten nicht in Gebiete zurückkehren, die von der syrischen Regierung kontrolliert werden, vor der sie einst geflüchtet seien. Kalin sagte, die Anwesenheit syrischer Truppen sei eine der Fragen, die die Türkei mit Russland besprechen wolle, der Schutzmacht des syrischen Präsidenten Baschar al-Assad. In die bisher von seinem Land kontrollierten Gebiete in Syrien sind nur sehr wenige der 3,6 Millionen Bürgerkriegsflüchtlinge zurückgekehrt, die vor dem Bürgerkrieg in der Türkei Zuflucht gesucht haben.

Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdoğan verlangt den Abzug der Kurden aus einem mehr als 440 Kilometer langen Grenzstreifen vom Euphrat bis zur irakischen Grenze. Andernfalls werde die Türkei ihre Offensive nach dem Ende der vereinbarten Kampfpause am Dienstag wieder aufnehmen. Die Kurden forderten freien Abzug ihrer verbliebenen Kämpfer und von Zivilisten aus dem belagerten Ras al-Ain. Erst dann würden sie sich aus der Grenzregion zurückziehen, sagte ein ranghoher Vertreter der Demokratischen Kräfte Syriens (SDF).

Nach der Rückzugsankündigung der USA für ihre Soldaten in Nordsyrien hatten die Türkei und ihre Verbündeten Mitte Oktober eine Offensive gegen kurdische Kämpfer in der Region begonnen. Die Kurden, die jahrelang an der Seite der USA gegen die Terrormiliz IS gekämpft hatten, baten die syrische Armee um Schutz gegen den Vormarsch. Daraufhin rückten syrische Truppen in das Gebiet vor, unter anderem nach Kobane und Manbidsch.

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SZ vom 21.10.2019 / AP
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