Süddeutsche Zeitung

Streit um Zukunft des Ministerpräsidenten:Stoibers kapitaler Fehler

Auch dem gutmütigsten CSU-Funktionär muss nach der Ankündigung Stoibers klar sein: Dieser Ministerpräsident denkt gar nicht daran, irgendwann den Generationenwechsel zu vollziehen, er klammert sich uneinsichtig an sein Amt.

Peter Fahrenholz

Der bestellte Treueschwur der CSU für Edmund Stoiber hat gerade mal einen Tag gehalten. Selbst für eine geheuchelte Solidaritätsadresse ist das arg wenig.

Schuld daran ist Stoiber selbst. Mit seiner Ankündigung, er wolle noch bis 2013 amtieren, hat Stoiber einen katastrophalen Fehler begangen, der seinen Niedergang beschleunigen könnte. Denn so war die Bekundung natürlich nicht gemeint, man wolle mit Stoiber ,,über 2008 hinaus'' weitermachen.

Dahinter stand die Erwartung, dass Stoiber vorzeitig das Feld räumt, wenn man ihn 2008 noch einmal zum Spitzenkandidaten kürt. Die CSU-Präsiden haben ihm angesichts der kritischen Stimmung an der Basis eine fragile Brücke gebaut und Stoiber ist gleich mit dem Panzer drübergefahren.

Die Heuchelei muss endlich aufhören

Auch dem gutmütigsten CSU-Funktionär muss nun klar sein: Dieser Ministerpräsident denkt gar nicht daran, irgendwann den Generationenwechsel zu vollziehen, er klammert sich uneinsichtig an sein Amt. Stoiber hat das Gespür für die Realität verloren. Vor allem die eigene Landtagsfraktion ist jetzt in einer heiklen Lage.

Die Dummheit, Stoiber vorzeitig offiziell zum Spitzenkandidaten zu küren, konnte Fraktionschef Joachim Herrmann zwar ausgeredet werden. Statt dessen sollte eine ähnliche Solidaritätserklärung verabschiedet werden wie im Präsidium. Das geht jetzt kaum noch, weil sie als Blankoscheck für eine volle weitere Amtszeit verstanden werden könnte, die in der CSU niemand will.

Die CSU-Oberen müssen mit ihrer Heuchelei gegenüber Stoiber endlich aufhören. Jetzt ist der Mut gefragt, Stoiber klarzumachen, dass die Partei keine weiteren Heldentaten von ihm erwartet, sondern einen geordneten Rückzug.

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Quelle:
SZ vom 11.1.2007
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