Süddeutsche Zeitung

Gudenus zu Ibiza-Video:Womöglich "K.-o.-Tropfen und Drogen"

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Von Oliver Das Gupta, München

Vier Tage nach seinem Rücktritt als Fraktionschef und drei Tage nach seinem Austritt aus der FPÖ hat sich Johann Gudenus zu Wort gemeldet. Er ist einer der beiden Politiker, die auf dem Ibiza-Video zu sehen sind. Was er an jenem Abend gesagt habe, sei "an Peinlichkeit durch nichts zu überbieten", sagte Gudenus der Wiener Tageszeitung Die Presse. Er und der damalige FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache seien voll in eine Falle getappt.

Die "Falle" war ein Abend im Juli 2017, den die beiden österreichischen Rechtspopulisten gemeinsam mit einer vermeintlich schwerreichen russischen Investorin und einem Begleiter in einer Villa auf Ibiza verbracht haben. Die angebliche Russin war ein Lockvogel, Gespräche über fragwürdige und womöglich illegale Deals wurden von mehreren Kameras und Mikrofonen aufgezeichnet.

Gudenus teilte nun der Austria Presse Agentur (Apa) mit, er sei damals, im Juli 2017, erschöpft, überarbeitet und in einer persönlichen Krise gewesen. Außerdem sprach er davon, neben Alkohol und Energydrinks "psychotrope Substanzen" konsumiert zu haben, um "innere Anspannung und Unruhe zu bekämpfen".

Der Begriff "psychotrope Substanzen" ist weit gefasst, darunter fallen sowohl legal erhältliche Psychopharmaka als auch illegale Drogen. Damit nicht genug. Er gehe davon aus, so Gudenus weiter, dass ihm etwas "eingeflößt" worden sei, womöglich "K.-o.-Tropfen oder ähnliche Substanzen und Drogen".

Nach Recherchen der Süddeutschen Zeitung und des Spiegel war Gudenus schon vor dem verhängnisvollen Ibiza-Treffen offenbar monatelang in Kontakt mit der vermeintlichen russischen Investorin und ihrem Umfeld. Auch gab es nach dem Abend auf der Mittelmeerinsel noch weitere Treffen von Gudenus und dem Vertrauten der Frau, der auf dem Ibiza-Video meist neben ihr zu sehen ist.

Dabei ging es erneut um mögliche Geschäfte zwischen beiden Seiten. Warum er sich, zurück in Österreich, weiterhin mit dem Umfeld der Russin traf, die als Lockvogel fungierte, obwohl ihm nach eigenen Angaben auf Ibiza Substanzen eingeflößt worden seien, beantwortete Gudenus auf Anfrage der Süddeutschen Zeitung nicht.

Der Rechtspopulist erklärte in der Presse, die angeblich schwerreiche Frau habe betont, "dass das Vermögen, das nach Österreich transferiert werden soll, legal ist". Auf den Aufnahmen, die der Süddeutschen Zeitung und dem Spiegel vorliegen, ist jedoch zu hören, wie der Vertraute der Frau sagt, dass das Geld "eigentlich nicht ganz legal" sei und das ganze Geschäft "legal heikel".

Gudenus sagte der Austria Presse Agentur, er befürchte, dass "weiteres Material, das mich in kompromittierenden Situationen zeigt", veröffentlicht werden könnte. Eine Anfrage der Süddeutschen Zeitung, welche Situationen er damit genau meine, ließ er unbeantwortet.

Auszüge aus dem Ibiza-Video und die gesamte SZ-Berichterstattung zu dem Thema sind zu finden unter www.sz.de/strache-video

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Quelle:
SZ vom 23.05.2019
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