Süddeutsche Zeitung

Europawahl:Strache hat Anspruch auf EU-Mandat

In Österreich ist er als Vizekanzler und FPÖ-Chef zurückgetreten. Nun hat er bei der Europawahl genug Stimmen bekommen, um ins Europäische Parlament einzuziehen.

Ex-FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache könnte nach dem Skandal um seine Aussagen in einem heimlich aufgenommenen Video aus Ibizia und seinem Rücktritt als österreichischer Vizekanzler und Parteichef laut Medienberichten ins EU-Parlament einziehen. Der 49-Jährige erhielt nach Angaben der Nachrichtenagentur APA und des österreichischen Journalisten Martin Thür bei der Wahl am Sonntag besonders viele Vorzugsstimmen und hat damit trotz eines schlechten Listenplatzes Anspruch auf ein Mandat.

Mit Vorzugsstimmen können Kandidaten unabhängig von der Aufstellung der Liste unterstützt werden. Strache stand auf der FPÖ-Liste auf dem 42. Platz. Die Auszählung der Direktmandate habe ergeben, dass Strache mehr als 33 500 solcher Stimmen erhalten habe, berichtet die APA. 32 000 Stimmen seien nötig, um ein Mandat zu bekommen. Nach Angaben der Stadt Wien erhielt Strache allein im gleichnamigen Bundesland mehr als 11 000 Vorzugsstimmen.

Nicht bekannt ist, ob Strache ein Vorzugsstimmenmandat annehmen wird. In den sozialen Medien kursieren Screenshots, wonach er auf seinem Facebook-Account geschrieben habe, er werde das Mandat annehmen. Ein entsprechender Post ist auf Straches Profil nicht zu sehen. Möglicherweise hat er die Nachricht kurz nach Veröffentlichung wieder gelöscht.

Strache war am 18. Mai von all seinen Ämtern zurückgetreten, nachdem Spiegel und Süddeutsche Zeitung das Strache-Video veröffentlicht hatten. Strache spricht darin mit einer vermeintlichen russischen Investorin über eine mögliche Zusammenarbeit, unter anderem werden eine strategische Einflussnahme, verdeckte Wahlhilfe und möglicherweise illegale Parteienspenden diskutiert.

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