Süddeutsche Zeitung

Steinbrücks Nebenverdienste:Sozi mit Vermögen

Darf ein Sozialdemokrat Millionär sein? Natürlich, solange er die Sorgen des Volkes versteht. Steinbrück steht nun vor einer besonderen Herausforderung: Er muss laut und vor allem glaubwürdig über soziale Gerechtigkeit in Deutschland sprechen.

Susanne Höll

Darf ein Sozialdemokrat Millionär sein? Natürlich. Und eine Partei, insbesondere eine aus dem linksbürgerlichen Spektrum, darf froh darüber sein, solch begüterte Mitglieder in ihren Reihen zu wissen. Nicht, weil diese Leute mehr Beitrag zahlen als andere. Sondern weil sie der beste Beweis dafür sind, dass die SPD eine Volkspartei ist. Wo steht geschrieben, dass Reiche nur bei Union oder FDP gut aufgehoben sind?

Und ein Millionär darf natürlich auch Kanzlerkandidat sein. Peer Steinbrück ist kein Büttel des Kapitals. Er hat aus seinen gut dotierten Nebeneinkünften nie ein Geheimnis gemacht, an diesem Dienstag wird er sie auf den Cent genau der Öffentlichkeit präsentieren.

Mag sein, dass manche in der SPD oder anderswo Anstoß an Steinbrücks Vermögensverhältnissen nehmen. All denjenigen, die selbst hübsche Summen auf ihren Konten haben und mit dem Finger auf Steinbrück zeigen, muss man entweder Heuchelei oder Neid unterstellen.

Etwas anders liegen die Dinge bei Menschen, die mit normalen Gehältern oder gar wenig Geld auskommen müssen. Bevor die im Herbst nächsten Jahres zur Bundestagswahl gehen, hätten sie gern die Gewissheit, dass der vermögende Kandidat auch ihre Sorgen versteht. Steinbrück steht nun vor einer besonderen Herausforderung: Er muss laut und vor allem glaubwürdig über soziale Gerechtigkeit in Deutschland sprechen.

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Quelle:
SZ vom 30.10.2012
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