Süddeutsche Zeitung

Siemens:Kaesers falsche Worte

Der Konzernchef verärgert Leute, die er nicht verärgern sollte.

Von Christoph Giesen

Volkswagen und Siemens liegen im Clinch, weil Siemens-Chef Joe Kaeser seit vergangenem April im Aufsichtsrat von Daimler sitzt. Offenbar war das VW-Management nicht rechtzeitig eingeweiht worden und ist deshalb verstimmt. Was sich ein wenig wie Kindergarten anhört, könnte zumindest für Siemens ernsthafte Folgen haben, nämlich dann, wenn VW den einen oder anderen Großauftrag an einen Wettbewerber vergibt. Und alles nur, weil Siemens derzeit ein Kommunikationsproblem hat.

Es ist nicht das erste Mal, dass Kaeser aneckt. Mal plaudert er zu viel, mal sagt er nichts und mal drückt er sich sehr ungeschickt aus. Als er im vergangenen Jahr, wenige Tage nach der Annexion der Krim durch Russland, Präsident Putin besuchte, sprach er von "kurzfristigen Turbulenzen". Jede Menge Ärger bekam Kaeser auch Ende 2013 als er im Audimax der TU München erzählte, dass es kein Problem sei, dass der neue Flughafen in Berlin noch nicht fertig ist. "Den braucht im Augenblick eh keiner", lästerte er. Der Meinung kann man sein. Allerdings ist Siemens einer der größten Auftragnehmer in Berlin. Kein Wunder, dass sich Flughafen-Chef Hartmut Mehdorn empörte.

Putin, Mehdorn und jetzt Volkswagen. Die Wirtschaft besteht eben nicht nur aus Zahlen und Tabellen. Oft geht es auch um das richtige Wort, das richtige Gespür im richtigen Moment. Das sind nicht Kaesers Stärken.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.2414986
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ vom 30.03.2015
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.