Süddeutsche Zeitung

Putin und Afghanistan:Trumps folgenreiche Schwäche

Russland nutzt die Politik des US-Präsidenten, um die vielen Leerstellen zu füllen, die er in der Welt schafft, sei es im Nahen Osten, in Europa oder eben in Afghanistan.

Von Hubert Wetzel

Zu den vielen Rätseln, die der amerikanische Präsident der Welt aufgibt, gehört diese Frage: Was findet Donald Trump eigentlich an Wladimir Putin? Ist es Bewunderung für einen echten Autokraten? Ist es Trotz? Ist Trump so devot gegenüber Putin, eben weil seine Berater sagen, er solle es nicht sein? Ist es Ignoranz? Sieht der US-Präsident nicht, dass er mit der Schwächung des Westens Putin in die Hände spielt? Oder ist es Naivität? Glaubt Trump, er könne mit Putin die Welt ordnen, so unter Männern?

Vielleicht spielt das alles eine Rolle. Aber so rätselhaft Trumps Motive auch sein mögen, die Folgen sind es nicht: Russland nutzt die Schwäche der USA, um die vielen Leerstellen zu füllen, die Trump in der Welt schafft, sei es im Nahen Osten, in Europa oder eben in Afghanistan. Dass Moskau die Taliban bezahlt, damit diese GIs töten und Trump so zum Abzug drängen, ist jedenfalls plausibel.

Niemand fordert, dass Trump militärische Vergeltung übe. Aber es wäre schon gut, wenn der US-Präsident zumindest erkennen ließe, dass er versteht, was da passiert, und dass die Vereinigten Staaten nicht tatenlos zuschauen, wenn auf ihre Soldaten Kopfgelder ausgesetzt werden. Putin glaube, er könne mit Trump spielen wie auf einer Geige, hat der frühere USSicherheitsberater John Bolton gesagt. Leider hat er recht.

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Quelle:
SZ vom 30.06.2020
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