Süddeutsche Zeitung

Russland:Kreml verlegt Atomraketen

Putin stationiert Kurzstrecken-Systeme in der russischen Enklave Kaliningrad - die angrenzenden östlichen Nato-Staaten sind besorgt.

Durch die Stationierung von atomwaffenfähigen Kurzstreckenraketen in der russischen Ostsee-Exklave Kaliningrad verschärft Russland gezielt die Spannungen mit den östlichen Nato-Staaten. Litauen und Polen, die an die russische Exklave an der Ostsee grenzen, zeigten sich bereits besorgt. Litauens Außenminister Linas Linkevicius warnte, Moskau wolle mit der Verlegung der Atomwaffen "Zugeständnisse des Westens" im Zusammenhang mit den Kriegen in Syrien und der Ukraine bekommen. Die Iskander-M habe aber eine Reichweite von bis zu 700 Kilometern und könne von Kaliningrad aus sogar Berlin erreichen. Ein US-Geheimdienstvertreter hatte vorige Woche mitgeteilt, Russland habe mit der Verlegung von Iskander-M-Systemen in seinen äußersten Westen begonnen. Eine der Raketen sei bewusst einem US-Spionagesatelliten ausgesetzt worden, reagierte ein Sprecher des russischen Verteidigungsministeriums, welches die Verlegung der Waffen bestätigte. Sie würden im Rahmen des üblichen Trainings der russischen Armee in der Region stationiert. Kaliningrad ist das frühere Königsberg. Russland hatte schon 2015 bei Manövern während der Ukraine-Krise Iskander-Raketen in Kaliningrad stationiert. Polens Verteidigungsminister Antoni Macierewicz nannte die Raketenverlegung und die Manöver "sehr alarmierend". Die osteuropäischen Länder fühlen sich seit der Annexion der Krim durch Russland 2014 bedroht. Die Nato stationiert deshalb in den baltischen Staaten und Polen ab 2017 jeweils ein Bataillon mit bis zu tausend Soldaten.

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Quelle:
SZ vom 10.10.2016 / Reuters, AFP
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