Süddeutsche Zeitung

Russischer Regierungskritiker:Zwei Festnahmen im Mordfall Nemzow

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Hinweise, dass Verdächtige direkt beteiligt waren

Im Mordfall des Kremlkritikers Boris Nemzow sind in Russland zwei Verdächtige festgenommen worden. Das berichtet der staatliche Fernsehsender Rossija 24 unter Berufung auf den Chef des Inlandsgeheimdienstes FSB, Alexander Bortnikow. Dieser sei ebenso wie Staatspräsident Wladimir Putin über die Festnahmen informiert worden.

Es handle sich um zwei Männer aus dem Kaukasus, sagte Bortnikow demnach. Die Namen der Verdächtigen seien Saur D. und Ansor G. Es gebe Hinweise, dass sie direkt in die Tat verwickelt gewesen seien, berichtete die Agentur Interfax unter Berufung auf Ermittlerkreise.

Das mutmaßlich bei der Tat genutzte Fluchtauto sei relativ schnell gefunden worden. Spuren in dem Fahrzeug hätten bei der Suche nach den Verdächtigen geholfen. Zudem hätten die Ermittler aus dem Bildmaterial der Überwachungskameras in der Nähe des Tatorts scharfe Fotos filtern können. "Die operativen und notwendigen Ermittlungen dauern an", sagte der Geheimdienstchef.

Mord des Oppositionellen auf offener Straße

Der frühere Vize-Ministerpräsident und Regimekritiker Nemzow war am späten Freitagabend in Moskau auf offener Straße erschossen worden. Vier Schüsse trafen ihn in den Rücken, er verstarb am Tatort in Sichtweite des Kremls. Als Hauptzeugin gilt seine Freundin Anna Durizkaja, die ihn begleitet hatte, aber unverletzt blieb. Die 23-Jährige hat Moskau inzwischen verlassen und in der Ukraine um Personenschutz gebeten, weil sie sich bedroht fühlt.

Der Oppositionsführer Nemzow gehörte zu den schärfsten Kritikern von Kremlchef Wladimir Putin. Es wird spekuliert, dass die Arbeit des 55-Jährigen zum Ukraine-Konflikt ein Grund für die Ermordung gewesen sein könnte. Die russische Führung hat jegliche Verwicklung in die Tat zurückgewiesen. Präsident Wladimir Putin bezeichnete Nemzows Tod als eine schändliche Tragödie.

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