Süddeutsche Zeitung

Südsudan: 20 Polizisten getötet:Gewalt überschattet Referendum

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Es ist der zweite Tag, an dem die Südsudanesen über ihre Unabhängigkeit abstimmen können. Während viele Menschen stundenlang warten, um ihre Stimmen abzugeben, kommt es andernorts zu extremer Gewalt.

Auch am zweiten Tag bilden sich im Südsudan lange Schlangen vor den Wahllokalen: Noch bis Samstag sind etwa 3,9 Millionen Menschen aufgerufen, über die Unabhängigkeit ihres Landes abzustimmen. Damit würde sich der Süden vom islamisch geprägten Nordsudan abspalten.

Das Referendum ist Teil des 2005 geschlossenen Friedensabkommens über den Südsudan. Doch die Lage in dem Land bleibt kritisch: Ein Militärsprecher meldete, dass im Südsudan 20 Polizisten bei Angriffen in der Region Abyei getötet worden sind. Darüber hinaus sind bei Kämpfen an der Grenze zwischen Nord- und Südsudan nach unterschiedlichen Angaben bis zu 33 Menschen ums Leben gekommen. Stammesvertreter aus der betroffenen Region Abyei warfen der Regierung in Khartoum vor, arabische Milizen bei den Angriffen mit Waffen versorgt zu haben. Den Bewohnern der Abyei-Region war zugesichert worden, in einer eigenen Volksabstimmung entscheiden zu können, welchem Teil sie sich anschließen wollen.

Die sudanesische Opposition hat derweil den Rücktritt der Regierung gefordert, sollte sich die Bevölkerung des Südens für die Unabhängigkeit entscheiden. Die Süd-Sudanesen, die im Norden lebten, seien von der Regierungspartei wie Bürger zweiter Klasse behandelt worden.

Unterdessen hat sich auch US-Präsident Barack Obama zu der Volksabstimmung über die Abspaltung des christlichen und rohstoffreichen Südens vom arabisch geprägten Norden des Sudans geäußert und diese als "historisch" begrüßt. Die USA stünden bereit, den Parteien bei der Lösung der Probleme nach dem Referendum zu helfen. Obama sagte weiter, dass eine erfolgreiche Abstimmung ein "Anlass zum Feiern" sein werde. Der US-Präsident mahnte zugleich zur Zurückhaltung und warnte vor hetzerischer Rhetorik und Provokationen. Die Menschen im Südsudan müssten ihrem Willen Ausdruck geben können.

Die Volksabstimmung dauert noch bis zum kommenden Samstag an, ein Ergebnis wird erst Anfang Februar erwartet. Es gilt als sicher, dass die Mehrheit der Stimmberechtigten für die Loslösung vom Norden und für die Bildung einer neuen Nation entscheiden wird. Der Name des neuen Staates ist ebenso wie Details des künftigen Verhältnisses zum Nord-Sudan ungeklärt, was potentiellen Konfliktstoff bietet.

Ebenfalls nicht geklärt sind der genaue Grenzverlauf zwischen Süden und Norden sowie die Aufteilung der Ölvorkommen, die für die Volkswirtschaften beider Länder von essentieller Bedeutung sind. Der Norden hat versprochen, eine Loslösung des Südens friedlich zu akzeptieren. Das Referendum ist Teil eines Friedensabkommens aus dem Jahr 2005. Das Abkommen beendete damals den über zwei Jahrzehnte andauernden Bürgerkrieg, der mehr als zwei Millionen Menschen das Leben kostete.

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