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Reaktionen auf die Bundespräsidenten-Wahl:"Vernunft über Hass und Ausgrenzung"

Lesezeit: 2 min

Politiker aus ganz Europa äußern sich zur Wahl Van der Bellens zum Bundespräsidenten. Die Reaktionen.

Das Ergebnis aus Österreich ist da. Alexander Van der Bellen wird der neue Bundespräsident des Landes. Der Rechtspopulist Norbert Hofer von der FPÖ hat verloren. Wenige nur haben das ernsthaft vermutet - viele hingegen einen anderen Wahlausgang befürchtet. Hier sind die Reaktionen:

Joachim Gauck, deutscher Bundespräsident

Gauck hob vor allem die pro-europäische Haltung seines künftigen Amtskollegen hervor. "Sie übernehmen dieses verantwortungsvolle Amt in einer Zeit großer Herausforderungen für Europa. Ich freue mich, dass Sie sich als überzeugter Europäer auch im Rahmen Ihrer neuen Aufgabe für eine starke, verlässliche und langfristig auch vertiefte Europäische Union einsetzen wollen." Gauck betonte die "hervorragenden politischen, wirtschaftlichen, kulturellen und gesellschaftlichen Beziehungen" zwischen beiden Ländern. "Gemeinsam mit Ihnen möchte ich mich auch in Zukunft für die Vertiefung der Freundschaft zwischen Österreich und Deutschland einsetzen", schrieb Gauck.

Manuel Valls, Frankreichs Ministerpräsident

Der französische Ministerpräsident Manuel Valls zeigte sich erleichtert, "dass die Österreicher den Populismus und den Extremismus zurückgewiesen haben". Und sagte: "Jeder in Europa sollte seine Lehren daraus ziehen."

Anton Hofreiter, Fraktionsvorsitzender der Grünen im Bundestag

Die deutschen Grünen feiern den Wahlsieg ihres österreichischen Parteifreunds Van der Bellen zum österreichischen Bundespräsidenten. "Wer den Kampf mit den Rechtspopulisten offensiv führt, der kann gewinnen", erklärte Hofreiter. Der erste grüne Bundespräsident in Österreich sei ein "Signal der Humanität, der Weltoffenheit und der Vernunft über Hass und Ausgrenzung".

Zugleich nannte Hofreiter die Stärke der Rechtspopulisten mit ihrem Kandidaten Norbert Hofer von der FPÖ ein "alarmierendes Zeichen". Dies sei aber "kein österreichisches Problem, sondern eine Bedrohung aller europäischen Staaten". Das knappe Wahlergebnis in Österreich sei "auch eine Mahnung an die deutschen Volksparteien", sagte der Grüne.

Front National, Frankreichs rechte Partei

Die rechtspopulistische französische Partei Front National gratulierte dem FPÖ-Mann Hofer, der die Wahl knapp verloren hatte, zu seinem "sehr guten Ergebnis". Dieses spreche für "künftige Erfolge" in Österreich und anderen Ländern.

Spaniens Konservative unter Mariano Rajoy, geschäftsführender Ministerpräsident

Das gute Abschneiden des rechtspopulistischen FPÖ-Kandidaten Hofer beunruhigt Spaniens Konservative. "Der Aufstieg der Extremismen und Populismen" bereite der konservativen Volkspartei des geschäftsführenden Ministerpräsidenten Mariano Rajoy Sorgen, sagte die stellvertretende Parteisekretärin Andrea Levy. Die Rechtsextremismen seien "genau so schlimm" wie die Linksextremismen, betonte Levy vor Journalisten, wie die staatliche spanische Nachrichtenagentur efe berichtete.

Reinhold Mitterlehner, österreichischer Vizekanzler

Auf Twitter beglückwünschte Mitterlehner den künftigen Bundespräsidenten und rahmt dessen Aufgabenfeld ein: Ein Staatsoberhaupt "muss überparteilich agieren & Gemeinsames vor Trennendes stellen".

Jörg Meuthen, AfD-Co-Vorsitzender

Meuthen hob die große Zustimmung in Österreich für den FPÖ-Kandidaten Norbert Hofer hervor. Dieser holte 49,7 Prozent der Stimmen. So gratulierte der AfD-Mann zwar dem Wahlsieger Van der Bellen von den Grünen, beglückwünschte aber auch den knapp unterlegenen Hofer "zu einem herausragenden Ergebnis". Der FPÖ-Kandidat sei "mit mutigen und klaren Positionen vor allem auch in der Asylkrise" angetreten. "Die große Zustimmung für Hofer macht deutlich, dass immer mehr Menschen Vernunft vor Utopie wählen und sich nicht mehr von Allgemeinplätzen und angeblichen Alternativlosigkeiten beirren lassen."

Johannes Hahn, österreichischer EU-Kommissar

Hahn gratulierte dem Wahlsieger. "Es ist wichtig, dass ein Präsident gewählt wurde, der eine pro-europäische Haltung vertritt", sagte Hahn, und fügte hinzu: "Kein Land allein kann die enormen grenzüberschreitenden Herausforderungen bewältigen, mit denen wir heute konfrontiert sind." Der äußerst knappe Ausgang der Wahl habe auch gezeigt, "dass es nun einer integrativen Haltung aller politischen Akteure bedarf". Insbesondere der neu gewählte Bundespräsident sei "jetzt als Integrator gefordert".

Hubert von Goisern, Musiker aus Österreich

Der prominente Künstler jubiliert. "Ein Wunderbarer Tag für Österreich - und für Europa" sei dieser Montag, an dem der unabhängige Kandidat zum künftigen Bundespräsidenten gewählt wurde. Goisern sagte weiter: "Um Alexander Van der Bellen zu wählen und damit zum Präsidenten zu machen, sind gestern viele Österreicher über ihren Schatten gesprungen - nicht aus Protest, sondern aus Sorge um Österreich. Das macht Mut."

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