Süddeutsche Zeitung

Proteste gegen IS:Erneut Krawalle auf Hamburgs Straßen

Lesezeit: 1 min

Hunderte Kurden demonstrieren

Nach einer friedlichen Demonstration von mehr als 1000 Kurden ist es am Mittwochabend in Hamburg erneut zu Zwischenfällen gekommen. Nach dem offiziellen Ende des Protests gegen die Angriffe der Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS) auf kurdische Städte in Syrien zog ein Teil der Demonstranten weiter in den Stadtteil St. Georg. Dort warfen sie nach Polizeiangaben Flaschen und einige Steine. Mindestens ein Mensch sei am Kopf verletzt und ins Krankenhaus gebracht worden.

Am Steindamm in der Nähe des Hauptbahnhofs, wo es in der Nacht zuvor schon zu schweren Zusammenstößen mit mutmaßlichen Islamisten vor einer Moschee gekommen war, sammelten sich erneut mehrere Hundert Kurden. Mindestens ein Geschäft sei attackiert worden. Die Demonstranten forderten Unterstützung für die bedrängten Kurden in Syrien und Freiheit für Abdullah Öcalan, den Chef der in der Türkei verbotenen kurdischen Arbeiterpartei PKK.

Starke Polizeipräsenz

Die Polizei war mit fast 1300 Beamten im Einsatz, davon knapp 260 aus anderen Bundesländern. Sie begleiteten und kontrollierten kleinere Gruppen, die sich durch St. Georg und Altona bewegten. "Durch starke Polizeipräsenz und zahlreiche Überprüfungen konnten Auseinandersetzungen weitgehend unterbunden werden", erklärte der Sprecher. Es seien mehrere Personen in Gewahrsam oder festgenommen sowie Platzverweise ausgesprochen worden. Die Beamten hätten Hieb- und Stoßwaffen wie Baseballschläger, Messer und eine Machete beschlagnahmt. Auch eine Schusswaffe und Munition seien sichergestellt worden.

Polizeigewerkschaft warnt vor "Stellvertreterkrieg"

Bei den gewalttätigen Auseinandersetzungen zwischen Kurden und mutmaßlich salafistischen Muslimen in der Nacht zum Mittwoch waren 14 Menschen teilweise schwer verletzt worden. Neben Hamburg war es in der gleichen Nacht auch in Celle zu Ausschreitungen gekommen, dort wurden mindestens sechs Menschen verletzt.

Die Deutsche Polizeigewerkschaft (DPolG) schlug Alarm: "Hier droht ein Stellvertreterkrieg auf deutschem Boden", sagte deren Vorsitzender, Rainer Wendt, der Passauer Neuen Presse. In Hamburg und Celle hätten die Einsatzkräfte "rohe Gewalt" erlebt, die sich auch gezielt gegen die Polizei gerichtet habe. Die Gewalttäter seien mit Macheten, Schlagstöcken und Messern "bis an die Zähne" bewaffnet gewesen, sagte Wendt. Die Konflikte aus dem Irak und Syrien würden auf deutschem Boden ausgetragen.

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