Süddeutsche Zeitung

Profil:Nikki Haley

Lesezeit: 2 min

Gouverneurin in South Carolina, Trump-Kritikerin und nun seine UN-Botschafterin.

Von Sacha Batthyany

Noch im Vorwahlkampf hatte Donald Trump für Nikki Haley, Gouverneurin von South Carolina, nur böse Worte übrig: In ihrem Staat würde man sich für sie schämen, ihre Leistungen seien höchst bescheiden. Haley gab in gleicher Münze zurück: Trump würde Ängste vor Migranten schüren und sich nicht klar vom Ku-Klux-Klan distanzieren. Jetzt hat Trump die Politikerin zur UN-Botschafterin ernannt - und der Ton ändert sich schlagartig. Haley ließ sanft wissen: "Der Präsident glaubt, ich könne etwas zum Wohl unseres Landes beitragen. Diesem Ruf muss ich folgen."

Haley, 44, ist in der Kleinstadt Bamberg, South Carolina, geboren, die Eltern stammen aus Indien. Als Kind nahm sie an einem Schönheitswettbewerb teil und wurde disqualifiziert, "weil ich weder schwarz noch weiß war", erzählte sie der New York Times. "Ich fühlte mich als Außenseiterin und suchte lange nach meinem Platz in der Gesellschaft."

Im Jahr 2011 wurde die Außenseiterin Haley Gouverneurin, die erste Frau, die erste Tochter von Immigranten, damals war sie kaum bekannt und erst 38 Jahre alt. Entgegen Trumps Worten haben sich die Menschen South Carolinas aber nie für sie geschämt, sondern immer von Haley geschwärmt: einer gemäßigten Konservativen, die ihren Staat für internationale Unternehmen öffnete und sich gegen Abtreibungen aussprach. Mittlerweile gilt sie als Nachwuchshoffnung der Republikaner. Schon im Wahlkampf 2012, als Mitt Romney gegen Barack Obama antrat, wurde sie als mögliche Vizepräsidentin ins Feld geführt.

Landesweit wurde Haley 2015 nach dem Massaker an einer schwarzen Kirchengemeinde in Charleston bekannt, bei dem der Teenager Dylann Roof neun Schwarze erschoss. Haley hat sich gegen massive Widerstände durchgesetzt und ließ die Konföderierten-Flagge vom Parlamentsgebäude verbannen, als Zeichen gegen den Rassenhass. "Ich konnte meinen Kindern nicht in die Augen sehen, solange diese Flagge hing."

Und nun also UN-Botschafterin, obwohl Haley außenpolitisch wenig Erfahrung hat. Sie wird Amerikas Kurs gegenüber Russland mitbestimmen, der Krieg in Syrien harrt einer Lösung. Die Wahl der beliebten Politikerin zeige, schreiben US-Medien, dass Trump das Amt doch für wichtig halte. Noch im Wahlkampf drohte er, als Präsident die Geldzahlungen an die UN zu stoppen; "die Vereinten Nationen", sagte er, "sind kein Freund der USA".

Nikki Haley könnte nun so etwas wie Trumps Brücke zur Welt sein, vorausgesetzt, der Präsident will sie überhaupt nutzen. Inspiriert wurde Haley einst - ausgerechnet - durch Hillary Clinton. Sie habe mit dem Gedanken einer Kandidatur zur Gouverneurin gespielt, als Clinton in einer Rede erwähnte, Frauen müssten in der Politik doppelt so hart arbeiten, weil Männer ihnen sowieso keine Chance gäben. "Da wusste ich", sagte Haley, "das ist genau mein Ding."

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.3264650
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ vom 25.11.2016
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.