Süddeutsche Zeitung

Profil:Elon Musk

Lesezeit: 2 min

Unternehmer mit Hang zum Fantastischen und neuerdings Mars-Eroberer

Von Andrian Kreye

Der Unternehmer und Multimilliardär Elon Musk hätte gerne, dass in absehbarer Zukunft eine Million Menschen den Mars besiedeln. Deswegen wird er den Preis für einen Marsflug von derzeit geschätzten zehn Milliarden auf 140 000 Dollar drücken. Die Tomaten, die dort oben wachsen sollen, lässt er am Massachusetts Institute of Technology züchten. Raumschiffe für 100 Passagiere sind in Arbeit.

Dieser Plan ist natürlich in erster Linie irre. Wobei man Elon Musk als Irren nicht unterschätzen darf. Zwei Mal sind ihm schon Revolutionen gelungen. Erst hat er den Zahlungsverkehr mit der Internetfirma Paypal neu aufgestellt. Danach hat er mit den Elektroautos seiner Firma Tesla und den Wandbatterien Marke Solar City den Beginn einer Energiewende eingeleitet.

Wahrscheinlich ist der Marsplan auch ein Trick, um Finanzierungslücken mit Vorbestellungen zu decken. Das hat er mit seinem ersten massentauglichen Tesla-Modell 3 durchexerziert, für das es schon 400 000 bezahlte Vorbestellungen gibt, obwohl der Wagen noch nicht serienreif ist. Und mit Finanzierungsproblemen dürfte Musks Weltraumfirma SpaceX zu kämpfen haben, seit am 1. September eine seiner Falcon 9-Raketen explodiert ist.

Ein wenig ernst nehmen muss man ihn trotzdem. Immerhin sind seine Träume von der Mars-Besiedelung sogar älter als seine Elektro-Visionen. Die Firma SpaceX gibt es schon ein Jahr länger als Tesla und war bisher sehr erfolgreich. Die Frage ist nur, warum er nun Pläne verfolgt, die nach dem Stand so einiger Wissenschaften (Physik, Medizin, Psychologie zum Beispiel) vollkommener Blödsinn sind.

In den neuen Industrien ist der 45-jährige Südafrikaner mit amerikanischem Pass und kalifornischem Wohnsitz mit solchen Plänen nicht alleine. Google-Gründer Larry Page hat gemeinsam mit dem Monumentalfilmer James Cameron die Firma Planetary Resources Inc. gegründet, eine Art Bergbaugesellschaft fürs All. Amazon-Gründer Jeff Bezos betreibt die Weltraumfluglinie Blue Origin, Platten- und Luftfahrt-Milliardär Richard Branson das Konkurrenzunternehmen Virgin Galactic.

Ein wenig Größenwahn steckt hinter all diesen Projekten. Immerhin war die Weltraumfahrt einst Domäne der Supermächte. Wenn nun die Privatwirtschaft das All übernimmt, ist das ein Zeichen.

Musk treibt allerdings nicht weniger um als die Rettung der Menschheit. In seinem Kopf muss es so aussehen wie in einem dieser Filme von Roland Emmerich, in denen Außerirdische und Naturgewalten die Menschheit und alles, was ihr lieb ist, zerstören. Musk investiert ja auch in Projekte, die eine Vernichtung der Menschheit durch künstliche Intelligenz verhindern sollen. Der Mars wäre vorbeugend ein Zufluchtsort für mögliche Apokalypsen. Die Astronomie sagt zwar, dass die Temperaturen dort erst in etwa zwei Milliarden Jahren angenehm sein werden. Aber von Naturgesetzen hat sich Elon Musk bisher nie beeindrucken lassen.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.3183149
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ vom 29.09.2016
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.