Süddeutsche Zeitung

Probleme auf der Balkanroute:Polizei stoppt Flüchtlingsprotest an der griechischen Grenze

Lesezeit: 2 min

Die griechische Polizei hat am Dienstagmorgen eine Eisenbahntrasse an der griechisch-mazedonischen Grenze bei Idomeni geräumt und mit der Organisation des Rücktransports der Flüchtlinge nach Athen begonnen. Das teilte die griechische Polizei mit.

Hunderte Menschen hatten seit Montag an der Grenze protestiert, nachdem die mazedonische Regierung den Übergang komplett abgeriegelt hatte. "Ich sehe hier Busse, die die Menschen abholen", sagte ein Mitarbeiter der Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen dem griechischen Nachrichtensender Skai.

Journalisten und Vertretern humanitärer Organisationen wurde der Zugang zu dem Eisenbahn-Grenzübergang Medienberichten zufolge zeitweilig verboten. Nur Mitarbeiter des UN-Flüchtlingshilfswerks UNHCR wurden durchgelassen.

Seit Sonntag lässt Mazedonien keine Afghanen mehr durch

Die überwiegend aus Afghanistan stammenden Flüchtlinge hatten durch ihren Protest den Bahnverkehr gestoppt. Sie protestieren damit gegen die sich seit dem Wochenende schrittweise verschärfenden Grenzkontrollen der mazedonischen Regierung.

Seit Sonntag erlaubten die mazedonischen Behörden nur noch Flüchtlingen aus Syrien und dem Irak die Einreise, Afghanen dagegen nicht mehr. Daraufhin versuchten Hunderte Flüchtlinge den Grenzübergang zu stürmen, was wiederum Mazedonien dazu veranlasste, seine Grenze komplett zu schließen.

Stau auf der Balkanroute

Die Maßnahmen haben auf der Route einen Stau verursacht: Etwa 5000 Flüchtlinge warten derzeit an zwei Stellen im Norden Griechenlands. Hilfsorganisationen versuchen deshalb, Tausende Flüchtlinge, die von den griechischen Inseln gerade auf dem Festland angekommen sind, von einer Weiterreise in den Norden abzuhalten.

"Unsere größte Befürchtung ist, dass sich die 4000 Flüchtlinge, die gegenwärtig in Athen sind, dorthin auf den Weg machen", sagte Antonis Rigas von der Organisation Ärzte ohne Grenzen. In Athen und im Hafen von Piräus warten offenbar noch einmal mehr als 3000 Menschen auf ihre Weiterreise. Griechische Medien berichten von "chaotischen Zuständen".

Slowenien setzt Armee zum Grenzschutz ein

Das slowenische Parlament hat derweil ein Gesetz verabschiedet, das dem Land erlaubt, Soldaten in der Flüchtlingskrise einzusetzen. Mit 69 Ja- und nur fünf Nein-Stimmen billigten die Abgeordneten am späten Montag in Ljubljana ein entsprechendes Gesetz. Die Soldaten sollen beim Transport von Flüchtlingen vor allem an der Grenze zum südlichen Nachbarn Kroatien eingesetzt werden.

Bisher hatte die Armee der Polizei logistische Hilfe bereitgestellt, jetzt kann sie auch direkt beim Transit der Menschen in Richtung der Registrierungszentren eingesetzt werden. In den kommenden Wochen werden wieder deutlich mehr Migranten erwartet. Die Regierung begründete ihre Gesetzesvorlage mit dem Versagen der EU, den Ansturm auf der sogenannten Balkanroute zu verringern.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.2876063
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
Sz.de/dpa/RTR/jly
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.