Süddeutsche Zeitung

Prism-Enthüller:Snowden ist sicher, aber nicht frei

Zumindest für ein Jahr hat Moskau dem geflüchteten Whistleblower Edward Snowden Asyl gewährt. Russland wird sich nun als Beschützer eines Bürgerrechtlers aufspielen - und dafür wird der ehemalige NSA-Mitarbeiter einen Preis zahlen müssen.

Ein Kommentar von Frank Nienhuysen

Nun ist er endlich in Russland. Nicht mehr in der beengten Transitzone des Moskauer Flughafens Scheremetjewo. Nein, Edward Snowden steht nun theoretisch das ganze weite Russland offen. Moskau hat dem geflüchteten Amerikaner für zunächst ein Jahr Asyl gewährt, obwohl das zu erheblichen Spannungen mit den USA führen könnte.

Eigentlich wollte der Kreml das verhindern, weshalb er stets argumentiert hatte, dass Snowden nach der Landung die russischen Grenzen ja gar nicht überschritten habe. Nun hat Moskau die USA also düpiert, deren Warnungen vor einer Aufnahme Snowdens weggewischt. Aber Druck aus dem Westen ist Russland gewohnt. Und die Vorteile für den Kreml liegen auf der Hand: Moskau wird sich nun als Beschützer eines Bürgerrechtlers darstellen, dem in seiner Heimat schwerste Strafen wegen Geheimnisverrats drohen.

Vertauschte Rollen also: Amerika als böser Bube, der im Westen wegen seines Überwachungswahns am Pranger steht. Und Russland als rettende Oase für einen Gehetzten, den der Westen zwar irgendwie mutig findet, aber doch lieber nicht bei sich haben will.

Doch Snowden wird einen Preis zahlen müssen. In Russland mag er sicher sein, aber nicht frei. Der Amerikaner dürfte scharf kontrolliert werden. Und er wird wohl nur äußern können, was Moskau international nicht schadet. Sonst könnte Russland ihn schnell rauswerfen.

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Quelle:
SZ vom 02.08.2013
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