Süddeutsche Zeitung

Portrait: Wolfgang Schneiderhan:Oberster Soldat mit Loyalitätsprinzip

Selbst Kritiker halten im Geradlinigkeit zugute: Wolfgang Schneiderhan, der dienstälteste Generalinspekteur seit Einführung des Amtes, räumt seinen Stuhl.

Generalinspekteur Wolfgang Schneiderhan hat sich immer als Diener des Staates verstanden - und das seit 43 Jahren. Mit dem Bild eines mächtigen Befehlshabers hatte der ranghöchste Soldat der Bundeswehr so gut wie nichts gemein. Der gelernte Panzeroffizier gilt als warmherzig und nahbar sowohl bei Generälen als auch bei Rekruten.

Selbst Kritiker halten ihm Geradlinigkeit zugute. Den Umbau der Bundeswehr zu einer Armee im Einsatz gestaltete er maßgeblich mit. Immer wieder stellte sich der 63-jährige Schwabe hinter die Soldaten im Einsatz - und hinter die in seiner Dienstzeit wechselnden Verteidigungsminister. Nach dem verheerenden, von einem Bundeswehr-Oberst befohlenen Luftangriff auf zwei Tanklaster Anfang September bei Kundus in Nordafghanistan erklärte Schneiderhan beispielsweise, es sei nicht bestätigt worden, dass unbeteiligte Personen getötet wurden. Er habe keinen Grund daran zu zweifeln, dass die deutschen Soldaten militärisch angemessen gehandelt hätten.

Nun muss der Vier-Sterne-General als Konsequenz aus Informationspannen nach dem Angriff seinen Stuhl räumen. Schneiderhan hatte den Posten im Jahr 2002 unter Verteidigungsminister Rudolf Scharping (SPD) übernommen. Er war der dienstälteste Generalinspekteur seit Einführung des Amtes 1957. Mitte vergangenen Jahres hatte der damalige Verteidigungsminister Franz Josef Jung (CDU) noch entschieden, Schneiderhan nicht wie für Generale üblich mit 62 Jahren in den Ruhestand gehen zu lassen, und seine Amtszeit bis Mitte 2010 verlängert. Jung würdigte ihn als stets loyalen und überaus kompetenten Berater.

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dpa/dgr
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