Süddeutsche Zeitung

Philippinen:Mindestens 20 Tote durch Explosionen bei katholischem Gottesdienst

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Durch zwei Explosionen in und vor einer katholischen Kirche im unruhigen Süden der Philippinen sind während eines Gottesdiensts mindestens 20 Menschen getötet worden. Die Polizei korrigierte damit frühere, etwas höhere Angaben über die Zahl der Toten. Bei der vorigen Meldung habe es Doppelzählungen gegeben, hieß es zur Begründung. Demnach wurden mindestens 80 weitere Menschen verletzt.

Die erste Explosion habe sich während einer Messe im Inneren der Kathedrale in der Stadt Jolo in der Provinz Sulu ereignet, die zweite auf einem Parkplatz vor dem Gotteshaus, als Sicherheitskräfte eingetroffen seien, sagte der regionale Militärsprecher Gerry Besana. Bei den Toten handelt es sich laut Polizei um 14 Zivilisten und sieben Soldaten. Dem auf die Überwachung islamistischer Websites spezialisierten US-Unternehmen Site zufolge hat die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) den Doppelanschlag für sich reklamiert.

Jolo liegt rund 1000 Kilometer südlich von der Hauptstadt Manila. Der Chef der nationalen Polizei, Oscar Albayalde, sagte dem Manila-Radiosender DZMM: "Wir wissen nicht, ob die Zahl der Todesopfer noch steigen wird." Besana sagte, zunächst würden die Sprengstoffe analysiert, um dann Rückschlüsse auf die Täter ziehen zu können.

Auf den katholisch geprägten Philippinen sind Muslime eine Minderheit

Verteidigungsminister Delfin Lorenzana verurteilte den Angriff und betonte, die Täter würden gejagt. Alle Kirchen und öffentlichen Plätze würden gesichert, um mögliche Angriffe zu vereiteln.

Unklar war, ob der Angriff mit dem Ergebnis einer Volksabstimmung in der südlichen Region Miondanao zusammenhängen könnte. Am Freitag hatte die Wahlkommission bekannt gegeben, dass dort der Bildung einer neuen muslimischen autonomen Einheit, der Region Bangsamoro, zugestimmt worden sei. Obwohl Bewohner der meisten muslimischen Regionen den Autonomie-Deal guthießen, lehnten ihn die Wähler in der Provinz Sulu - wo sich Jolo befindet - ab.

Das Gesetz zur Schaffung dieser Region war eine Schlüsselbestimmung in einem Friedensabkommen, das zwischen der philippinischen Regierung und der größten muslimischen Rebellengruppe, der Moro Islamischen Befreiungsfront, im Jahr 2014 geschlossen worden war.

Auf den katholisch geprägten Philippinen stellen Muslime mit einem Bevölkerungsanteil von weniger als zehn Prozent eine Minderheit dar. Sie haben der Regierung in der Vergangenheit mehrfach Vernachlässigung vorgeworfen.

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