Süddeutsche Zeitung

Personalie:Frank Werneke soll Verdi-Chef werden

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Die Gewerkschaft hat sich auf ihren stellvertretenden Vorsitzenden als zukünftigen Chef geeinigt. Sein Vorgänger Frank Bsirske wird 2019 in den Ruhestand gehen - nach 18 Jahren an der Spitze der Organisation.

Von Detlef Esslinger, München

Der stellvertretende Vorsitzende der Gewerkschaft Verdi, Frank Werneke, hat gute Aussichten, in einem Jahr an die Spitze der Organisation zu rücken. Wie am Mittwoch aus Kreisen von Verdi bestätigt wurde, hat sich eine Findungskommission auf Werneke verständigt. Nun muss er im November vom Gewerkschaftsrat - dem höchsten Gremium zwischen den Gewerkschaftstagen - nominiert werden. Dann dürfte er im September 2019 vom Gewerkschaftstag in Leipzig gewählt werden.

Werneke, 51, ist seit 2003 einer von zwei stellvertretenden Vorsitzenden der Gewerkschaft. Er stammt aus Bielefeld, machte nach der Mittleren Reife eine Ausbildung zum Verpackungsmittelmechaniker, arbeitete dann als Technischer Angestellter und kam 1993 zur IG Medien, eine der Vorläufer-Gewerkschaften von Verdi. Als deren Vize ist er unter anderem für den Fachbereich Medien, Kunst und Industrie zuständig; außerdem verantwortet er die Finanzen der Gewerkschaft.

Verdi ging im Jahr 2001 aus fünf Gewerkschaften hervor; seitdem steht Frank Bsirske an der Spitze, der nächstes Jahr mit dann 67 Jahren in den Ruhestand geht. Ein Verfahren für die Suche nach einem Nachfolger musste erst gefunden werden. "Wir kennen Wechsel ja gar nicht", heißt es in der Gewerkschaft. Die Findungskommission bestand nominell aus dem Präsidium des Gewerkschaftsrates, faktisch jedoch aus dessen Vorsitzender Monika Brandl. Sie führte wochenlang Gespräche mit Haupt- und Ehrenamtlichen aus allen Fachbereichen und Landesbezirken. Kriterien für die Nachfolge waren: Erfahrung im Umgang mit Politikern und großen Unternehmen, Erfahrung mit großen Tarifverhandlungen, Begabung zur Lösung von Konflikten innerhalb der recht unübersichtlichen Gewerkschaft. Verdi organisiert Müllmänner und Krankenschwestern, Drucker und Flugbegleiter, Bankangestellte und Friseure. Die Zahl der Mitglieder beträgt derzeit etwa zwei Millionen; nach der IG Metall ist Verdi die zweitgrößte deutsche Gewerkschaft.

Neben Werneke war vor allem die weitere stellvertretende Vorsitzende Andrea Kocsis, 52, für den Vorsitz im Gespräch. Sie bleibt auf ihrem Posten. Wernekes Vize-Posten wiederum soll Christine Behle, 50, übernehmen, die im Bundesvorstand für den Verkehr zuständig ist. Dem Vernehmen nach wollte keine der Frauen an die Spitze treten, ebenso dem Vernehmen nach wäre Werneke nicht gegen sie angetreten und hat angekündigt, die Organisation "im Team" mit seinen beiden künftigen Stellvertreterinnen zu führen. 52 Prozent der Verdi-Mitglieder sind Frauen. Das Verfahren zur Klärung der Führungsfrage wurde in der Gewerkschaft als "stilbildend" bezeichnet.

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Quelle:
SZ vom 13.09.2018
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