Süddeutsche Zeitung

Paris:Mehr als 100 Festnahmen bei Gelbwesten-Demonstration

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Bei Demonstrationen von Mitgliedern der Gelbwesten-Bewegung in Paris ist es zu erheblichen Ausschreitungen gekommen. Über den Champs-Élysées standen am Samstag schwarze Rauchwolken. Randalierer verwüsteten Modegeschäfte und warfen Schaufensterpuppen aus den zertrümmerten Scheiben. Die Polizei setzte Tränengas und Wasserwerfer ein und nahm bis zum frühen Nachmittag mehr als 100 Personen fest.

Protestierer warfen nahe dem Arc de Triomphe Rauchbomben und andere Gegenstände auf Polizisten, dann begannen sie, auf die Scheiben eines Polizeifahrzeugs einzudreschen. Die Polizei zog sich zunächst zurück. Später versuchte sie mit einem Wasserwerfer, eine Menschenmenge von zwei Luxusgeschäften zu vertreiben.

Auf den Champs-Élysées und in Nebenstraßen gab es zahlreiche Brände. Unter anderem standen zwei Zeitungskioske in Flammen. Verwüstet und in Brand gesteckt wurde auch die Brasserie "Fouquet's", in der gern Politiker und Prominente verkehren.

Gefährlich wurde es, als eine Bankfiliale im Erdgeschoss eines siebenstöckigen Wohnhauses brannte. Die Feuerwehr rettete eine Frau und ihr Kind, deren Stockwerk von Flammen eingeschlossen war. Nach Angaben der Feuerwehr wurden elf Menschen leicht verletzt, unter ihnen zwei Feuerwehrleute.

Premierminister Édouard Philippe besuchte Polizisten und Feuerwehrleute und lobte ihren Einsatz bei dem Brand. Für die inakzeptable Gewalt sei eine kleine Minderheit von Ruhestörern verantwortlich. Für sie forderte er harte Strafen. "Wer solche Taten verteidigt oder ermutigt, macht sich zum Komplizen", sagte Philippe.

Gelbwesten-Bewegung hofft auf wieder wachsende Zahl von Demonstranten

Innenminister Christophe Castaner sprach von etwa 10 000 Demonstranten in Paris, von denen 1500 extrem gewalttätig und nur auf Zerstörung aus seien. Professionelle Randalierer hätten sich unter die Demonstranten gemischt. "Es besteht kein Zweifel, dass sie zu Gewalt aufrufen und in Paris Chaos säen", erklärte Castaner. Er verurteilte Aufrufe zur Gewalt und befahl der Polizei, energisch gegen "unzulässige" Aktionen vorzugehen. In anderen französischen Städten waren dem Innenministerium zufolge am Samstag insgesamt etwa 4500 Menschen auf der Straße.

Die Gelbwesten demonstrieren bereits an 18 Samstagen hintereinander gegen die Politik von Präsident Emmanuel Macron, dem sie vorwerfen, die Eliten zu bevorzugen. Nachdem die Teilnehmerzahl in den vergangenen Wochen stetig zurückgegangen war, hofften Vertreter von Lehrern, Arbeitslosen und Gewerkschaften diesmal wieder auf größeren Zulauf, nicht nur in Paris, sondern auch in anderen Städten Frankreichs. Auch die Polizei hatte sich auf eine wieder wachsende Demonstrantenzahl eingerichtet. Grund ist das Ende einer zweimonatigen Bürgerdebatte, mit der Macron auf die Proteste reagiert hat. Die Demonstranten sahen darin nur leere Worte und einen Wahlkampftrick. In einem Online-Aufruf hieß es, der Samstag solle als "Ultimatum" an die Regierung und die Mächtigen verstanden werden.

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