Süddeutsche Zeitung

Österreich:Fies, sehr fies

Gegenkandidat Kurz sollte im Namen der Sozialdemokraten mit gefälschten Facebook-Seiten diskreditiert werden.

Von Peter Münch

Wenn Österreichs Sozialdemokraten auch sonst nichts mehr gewinnen dürften bei der anstehenden Parlamentswahl, so könnte für diesen Plot doch irgendwann einmal ein Filmpreis rausspringen: Da arbeitet ein Team politischer Finsterlinge daran, den Gegenkandidaten Sebastian Kurz von der Volkspartei mit gefälschten Facebook-Seiten zu beschädigen. Zur Schau gestellt werden dort Rassismus, Antisemitismus und ein Sack voller Lügen. Gut getarnt verbreitet wird das von einem israelischen Wahlkampfberater, der von der SPÖ als Wunderwaffe angeheuert wurde. Das ist ein Politkrimi vom Feinsten. Und ein Wahlkampfmanöver der fiesesten Art.

Nun sind die Machenschaften aufgeflogen, und niemand in der SPÖ-Spitze will etwas gewusst haben. Das kann nur heißen, dass die Partei des Kanzlers Christian Kern von dunklen Mächten getrieben wird, und auch ein solcher Kontrollverlust wäre beunruhigend. Tatsächlich jedoch dürfte es eher so sein, dass niemand so genau wissen wollte, was dieser Berater anstellt. Doch wer einen Experten für Negativ-Kampagnen anheuert, der kann sich nachher nicht mehr glaubwürdig von seinen Aktionen distanzieren.

Das alles hat einen Preis, der weit über die 500 000 Euro hinausgeht, die diese Schmutzkampagne gekostet haben soll. Die SPÖ wird dafür am Wahltag zahlen, aber erschüttert ist das Vertrauen in die gesamte Politik.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.3690864
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ vom 02.10.2017
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.