Süddeutsche Zeitung

Österreich:Das neue Mantra

Ob Sebastian Kurz wirklich proeuropäisch ist, muss er noch beweisen.

Von Peter Münch

Auf dem Weg nach oben hat es Sebastian Kurz immer schon eilig gehabt. Kein Wunder also, dass der 31-Jährige nun nach seinem Wahlsieg vor Wochenfrist auch bei den Koalitionsverhandlungen aufs Tempo drückt. Doch sein Wunschpartner FPÖ dürfte ihm noch einiges an Ausdauer abverlangen, bevor er zum jüngsten Regierungschef Europas gekürt wird.

Gewiss, im Wahlkampf erschienen die beiden Partner so ähnlich, dass fast Verwechslungsgefahr bestand. Doch der war so monothematisch auf das Thema Migration, sprich Flüchtlingsabwehr, angelegt, dass alles dahinter im Schatten blieb. Nun aber geht es nicht mehr um Stimmenfang, sondern um Substanz - und da sollten schon noch Unterschiede deutlich werden zwischen der rechtspopulistisch auftretenden Volkspartei und der im Kern stramm rechten FPÖ.

Mit seinem neuen Mantra, dass die neue Regierung "pro-europäisch" sein müsse, zeigt Kurz, dass er die Notwenigkeit einer Abgrenzung zu alten FPÖ-Positionen verstanden hat. So will er Bedenken zerstreuen, dass Österreich in den Orbanismus abgleiten und gemeinsam mit Ungarn und anderen Front gegen Brüssel machen könnte. Doch man wird Kurz an seinen Taten messen müssen. Die erste Chance, konkret zu werden, hat er nun in den Koalitionsverhandlungen mit der FPÖ. Er sollte sich die nötige Zeit zur harten Auseinandersetzung nehmen.

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Quelle:
SZ vom 25.10.2017
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