Süddeutsche Zeitung

NSU:Reden - egal was kommt

Der Prozess steht auf der Kippe; doch Beate Zschäpe muss jetzt ihr Schweigen brechen.

Von Annette Ramelsberger

Es ist ein Aufstand der Alt-Anwälte von Beate Zschäpe und er kommt mit bisher nicht gekannter Wucht. Die Verteidiger Anja Sturm, Wolfgang Heer und Wolfgang Stahl werfen dem Gericht im Münchner NSU-Prozess vor, an ihnen vorbei mit der neuen Verteidigung von Zschäpe zu konferieren. Sie selbst seien nur noch Fassade. Umgehend hat die Verteidigung des Angeklagten Ralf Wohlleben diese Chance genutzt und einen Befangenheitsantrag gegen das Gericht gestellt. Der Prozess ist in der Schwebe. Erst nächste Woche wird es weitergehen.

Der Vorsitzende Richter Manfred Götzl lässt über den Befangenheitsantrag entscheiden, erst dann will er Zschäpe befragen. Er ist ein Mann, der völlig unangefochten ist von allgemeiner Aufregung. Er will ein Urteil sprechen, das auf möglichst vielen Erkenntnissen beruht. Und was er für die Wahrheitsfindung kriegen kann, das will er auch haben. Jetzt kann er Zschäpes Sicht der Dinge bekommen - bevor sie es sich wieder anders überlegt. Daran wird er alles setzen. Auf die Aussage Zschäpes warten vor allem die Opfer des NSU seit Jahren.

Gleichzeitig bleibt die Verteidigerkrise zwischen den drei alten und den mittlerweile zwei neuen Verteidigern Zschäpes bestehen. Das ist ein Problem, das diesen Prozess bis zum Schluss belasten wird. Daran könnte der Prozess irgendwann noch platzen. Zschäpe sollte aber vorher wenigstens noch reden.

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Quelle:
SZ vom 11.11.2015
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