Süddeutsche Zeitung

NPD gegen SPD-Politiker Dahlemann:Dieses Video ist immer noch verfügbar

Lesezeit: 1 min

Ein 25-jähriger Kommunalpolitiker begeistert das Netz: Patrick Dahlemann hat auf einer NPD-Kundgebung die Rechtsextremen an die Wand geredet. Auf Youtube war das Video höchst beliebt - das Original hat die NPD inzwischen löschen lassen. Allerdings ohne Erfolg.

"Das sind Menschen, die freiwillig bereit sind, ihre Heimat zu verlassen, weil sie Angst um ihr Leben haben, weil sie sich fürchten müssen, ihre politische Meinung zu vertreten, oder weil sie aufgrund ihrer Hautfarbe verfolgt werden."

Die Rechtsextremen buhen, rufen dazwischen, doch der Mann lässt sich nicht beirren, er spricht mit fester Stimme, hält ein Plädoyer, appelliert an die Menschlichkeit. Der SPD-Politiker Patrick Dahlemann, 25 Jahre, steht am Pult der NPD in Torgelow, wo die Rechtsextremen Stimmung gegen Asylbewerber machen. Fünf Minuten lang hält er eine bewegende, mutige Gegenrede.

Die Szene stammt aus dem Sommer vergangenen Jahres, aufgenommen im mecklenburg-vorpommerschen Torgelow. Dort protestierte die NPD gegen etwa 130 Asylbewerber, die nun seit Dezember vergangenen Jahres im Torgelower Ortsteil Drögeheide untergebracht sind. NPD-Landeschef Stefan Köster wollte Dahlemann provozieren, bot ihm das Mikro an. Dahlemann nahm die Herausforderung an, ging in die Offensive, stellte Anfang 2014 ein Video von seiner Rede mit eigenen Kommentaren online und avancierte innerhalb kurzer Zeit zum Youtube-Star: Bis Mittwochabend haben etwa 180.000 Nutzer das Video gesehen.

Inzwischen aber ist das Originalvideo mit den meisten Abrufen aus dem Netz verschwunden ( siehe hier), Dahlemann zufolge habe es die NPD aus Urheberrechtsgründen löschen lassen. Sehr erfolgreich ist die Partei mit dieser Strategie allerdings nicht, denn das Video kursiert weiter im Netz.

Der SPD-Kommunalpolitiker Dahlemann war am 31. Juli 2013 Versammlungsleiter einer Gegendemonstration zu einer NPD-Kundgebung im Torgelower Ortsteil Drögeheide gewesen. Der couragierte Auftritt imponierte vielen im Netz, viele bedankten sich bei Dahlemann für seinen Mut. Darunter etwa dieser Nutzer:

Berichten zufolge ist Dahlemann überwältigt von den positiven Reaktionen. Sogar Außenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) soll Dahlemann eine persönliche Nachricht geschickt haben. Allerdings erhält der SPD-Mann Spiegel Online zufolge nach wie vor Anfeindungen und Drohungen, meist in Form von anonym verfassten Kommentaren wie: "Halt die Fresse du Vaterlandsverräter!" oder "Du Heuchler, wir werden dich finden." Dahlemann lasse sich davon allerdings nicht beeindrucken.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.1864137
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
Süddeutsche.de/dpa/hai
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.