Süddeutsche Zeitung

Nordkorea:Gipfel könnte in Schweden stattfinden

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Politiker aus Pjöngjang sind zu Gesprächen nach Stockholm gereist. Das nährt Vermutungen, Kim Jong-un und US-Präsident Trump würden als Schauplatz für ihr Treffen das skandinavische Land wählen.

Von Christoph Neidhart, Tokio

Nordkoreas Außenminister Ri Yong-ho weilt bis Sonntag in Stockholm, begleitet von Choe Kang-il, dem Chef seiner Amerika-Abteilung. Das legt den Schluss nahe, dass es in den Gesprächen mit dem schwedischen Premier Stefan Löfven und Außenministerin Margot Wallström nicht nur um die "bilateralen Beziehungen" und die "Spannungen auf der koreanischen Halbinsel" geht, wie offiziell angekündigt, sondern um die Vorbereitung des geplanten Gipfels mit US-Präsident Donald Trump.

Dafür spricht auch die Verlängerung von Ris Besuch. Ursprünglich wollte der Außenminister zwei Tage in Schweden bleiben; am Freitag hieß es, er reise erst Sonntag ab. Man werde noch über "vertrauensbildende Maßnahmen mit den USA" sprechen. Das könnte eine Formel für Nordkoreas Bereitschaft sein, als Zeichen des guten Willens drei inhaftierte US-Bürger freizulassen. Schon früher haben die Schweden in solchen Fällen vermittelt, zumal ihre Botschaft in Pjöngjang die Interessen Washingtons vertritt. Stockholm dürfte auch helfen, dass es im vergangenen Jahr zwei Geheimtreffen zwischen den USA und Nordkorea organisiert hatte. Außerdem wäre Schweden ein möglicher Ort für ein Treffen zwischen Trump und Kim.

Nordkorea hat sich zum vorgeschlagenen Gipfel öffentlich noch immer nicht geäußert. Ris Reise nach Stockholm hingegen meldete die staatliche Nachrichtenagentur KCNA fast sofort, was darauf hindeutet, dass Pjöngjang die Visite für wichtig hält. Andererseits dürfte das Regime es vorziehen, das Treffen ohne laute Medienbegleitung vorzubereiten. Gestützt auf diplomatische Quellen berichtete die südkoreanische Tageszeitung Joongang Ilbo diese Woche, Trump habe vorher gewusst, dass die Delegation aus Seoul ihm eine Einladung Kims überbringen werde. "Aber niemand hatte erwartet, dass Trump diese sofort annehmen und gleich publik machen werde. Wahrscheinlich hat er seit seiner Amtseinführung darauf gewartet", sagte ein Diplomat dem Blatt. Dass es weltweit Schlagzeilen gab, bevor der Gipfel überhaupt vereinbart war, könnte das Regime erschreckt haben. Heimlich, so der Diplomat, sollen die Gespräche zwischen Pjöngjang und Washington auf unterer Ebene begonnen haben, als Nordkorea seine Teilnahme an den Olympischen Winterspielen zugesagt hatte.

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SZ vom 17.03.2018
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